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Weiter, immer weiter

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Warum nicht? Man kann dankbar sein, trotzdem seine Ansprüche für die Zukunft behalten, ohne sie freilich ins Illusorische zu steigern. Und daran mutig weiterarbeiten, wie jetzt beim Synodalen Weg, der, typisch Kirche, mit Ausschuss und Kommission in die Verlängerung geht. Immerhin hat die bekannte Ordensschwester Philippa Rath zuletzt noch gemeint, dass sie mit der Frauenweihe zu Lebzeiten rechne. Bei der gestandenen Frau steckt gewiss nicht Naivität dahinter, sondern Glaube und Vernunft, welche Berge versetzen können – und über Nacht Mauern einreißen. Alles schon erlebt.

Warum also dankbar? Den Leuten ausgerechnet in dieser Diözese – in der Tradition des auch katholisch liberalen Südwestens und mit beachtlicher theologischer Schule – ging vielleicht jetzt ein Licht auf: Wie dankbar sie im Nachhinein dem damaligen Bischof Carl Joseph Leiprecht sein können, als er Ende der Sechziger das vom Konzil ausgehende synodale Prinzip nicht bloß auf gut Glück aussäte – denn mancher Gegenwind hätte die Saat wohl noch verweht –, sondern tief in schwäbischen Grund einwurzelte. Mit Geschick, gut abgestimmt, für einen Vertreter des Lehramts bewundernswert vorausblickend.

Warum hat dies andernorts so wenig Schule gemacht? Weil halt zu lange streng hierarchisch, ja absolutistisch gedacht wurde. Doch kann der Rottenburger Weg zum Knotenlöser werden, gerade im Widerstreit der Richtungen. Und was in verfahrener Situation besonders zählt: Er ist offen für Neues, in der Beratung und sogar Entscheidung, der Mitbestimmung und Übernahme von Leitung. Bis hin zu Predigt, Taufe und einmal Eheassistenz durch Laien. Und auch, wie nun in Frankfurt beschlossen, der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Um der Liebe Gottes willen, der Bedingung für die Zukunft der Kirche.

Daran müssen sich künftige Oberhirten messen lassen: Werden sie autoritär oder demokratischer geneigt sein? Wollen sie vereinsamen oder echte Autorität gewinnen? Sind sie weiter lernbereit? Und wofür das alles? Damit die Hindernisse fürs Allerwichtigste, die Seelsorge, aus dem Weg geräumt werden und die tragisch verlorene Menschennähe zurückkehrt. Wie oft wird das Evangelium missbraucht? Schließlich darf nicht vergessen werden: Wie überlebenswichtig dies für ein Gottesvolk ist, das nicht vereinzelt, sondern in Gemeinschaft leben will. Äußerlich nicht verstreut, innerlich nicht in die Falle der spirituellen Selbstverwirklichung tappend, ohne Blick für den Nächsten. Wie meinte die jüdische Publizistin Hannah Arendt: Wo Menschen zusammenkommen, ist mit Wundern zu rechnen. [...]
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