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Wo will ich stehen?

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Nicht genug, dass die Zeit ohnehin schon unsicherer geworden war. Und jetzt kommt auch noch die Corona-Krise dazu, die auf drastische Weise lehrt, wie es ist, wenn der Mensch sich nicht mehr auf die gewohnten Selbstverständlichkeiten verlassen kann. Nicht einmal der in diesem Augenblick Schreibende ist sich sicher, ob seine Zeilen in gedruckter Form die Leserinnen und Leser noch erreichen werden. Trotzdem lohnt sich die Mühe, weil das Sonntagsblatt und sein Gegenüber aus dem gleichen katholischen Nest stammen, einer echten, in Gott wurzelnden Gemeinschaft.

Ja, es gibt in unsicheren Zeiten auch Gewissheiten, die Halt geben. Wir, die wir hier in der Redaktion hoffentlich noch eine Weile gesund werden arbeiten können, wollen weiter religiöse Nahrung liefern. Die gibt es nicht im Supermarkt zu horten, keiner muss Schlange stehen oder wird angerempelt. So sind wir uns auch gewiss, dass unsere Leserinnen und Leser einen besseren Kompass haben, um sich noch dazu für die Entscheidung aller Entscheidungen zu rüsten. Die lautet: Wo will ich eigentlich stehen? Auf der Seite derer, die egoistisch und kopflos sind, nur sich und ihre Familie sehen, das Recht des Stärkeren, obwohl sie doch so schwächlich sind? Selbst Christen befinden sich darunter. Oder auf der Seite der anderen, die jetzt Rücksicht und Solidarität entfalten, für den alten Nachbarn einkaufen gehen, denen Respekt zollen, ein Lächeln schenken, die an der Kasse sitzen, den Müll entsorgen, das Büro putzen – und nicht zuletzt unsere Kranken pflegen. [...]
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