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Für alle Zeit

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Wie hieß es? Es sei ein Tag, »der von vielen seit Langem erwartet wird«. Dann klang die Hoffnung an, dass nun »ein großes Licht das Dunkel erhellen« möge, vor allem angesichts der »noch nicht verheilten Wunden«. Fast hätte man meinen können, dies seien Worte biblischer Verheißung in der Not, Prophetisches gar aus einer wie auch immer babylonischen Gefangenschaft – oder gar Reste der Kar- und Ostertage, Versatzstücke aus der Liturgie, die, zusammengesetzten Stücken gleich, bald ein schönes Bild geben.

Doch im Gegenteil: Der Leser, die Leserin ahnt es schon, dass es nicht so gewesen sein kann, schöpft den traurigen Verdacht, dass es sich sogar um einen Zustandsbericht aktueller kirchlicher Ereignisse handeln könnte. Sitzt ihnen doch diesbezüglich seit geraumer Zeit der Schrecken im Genick: Oh mein Gott, was kommt als Nächstes?

Richtig vermutet, weil es sich um O-Töne aus einer Pressekonferenz handelt, in der es wieder um das Dauerthema Missbrauchsskandal in der Kirche geht (S. 30). Bloß dass der Tatort diesmal woanders ist. Keine Kunst, weil es Orte solcher Art über das ganze Land verstreut gibt: so dicht, dass sich dieses Puzzle mittlerweile für die Öffentlichkeit schneller zu einem Gesamtbild der Kirche zusammenfügt als die nunmehr tausend Bruchstücke der früher so strahlenden, weil kulturprägenden – aber halt doch nicht sündenfreien Institution. Welch Tragik.

Tatort? Dieses Mal hieß er Diözese Freiburg und, genauer noch, Bischöfliches Ordinariat. Eine schon länger immer wieder durchgespielte Szene, fast schon im Überdruss, auch weil sich die Ortskirchen hierzulande – sind es 27? – einst nicht darauf einigen wollten, einmal, für alle zusammen und für alle Zeiten den Skandal aufzuarbeiten. Ein Ende mit Schrecken wäre wohl besser gewesen als wie inzwischen ein Schrecken ohne Ende. Oder wollten manche nicht ins Boot der anderen, um nicht zusammen unterzugehen?

Wie viele »Veröffentlichungen« stehen also noch aus: 27 minus wieviel? Rechnen wir nach. Das ergibt die Häufigkeit, wie oft noch der Kirche die Spitzenmeldung in den Medien sicher sein wird. Leider nicht, wenn es etwa um Ethisches rund ums Zeugen und Sterben geht. Wie jetzt auch in der Tagesschau, die den Freiburger Missbrauchsbericht weit vor die neuen deutschen Heiligtümer platzierte, die Automesse und das Klima. Selbst die Opfer in der Ukraine gerieten zur Randnotiz. Und das, obwohl nun die Kirche das größte Fachwissen in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt besitzt. [...]
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