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archivierte
Ausgabe 22/2019
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Urmenschliches |
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| Reiner Schlotthauer |
Wird sich je was ändern? Seit ihr Gehirn reif war, sie begannen, über Liebe und Vergänglichkeit nachzudenken, suchten Menschen nach Vertretern ihrer Gattung, die über ausgefallene Fähigkeiten verfügten: die der Versöhnung, des Zusammenhalts, der Gemeinschaft, des Friedens. Und vor allem auch die der Orientierung. Eine ganz besondere Qualität, diese Orientierung, weil sie sich bald in zwei Bedeutungen zu teilen begann: in eine geographische, weil es Menschen brauchte, die zu den pflanzlichen und tierischen Nahrungsstellen führten, aber auch solche, welche wussten, wo sich spirituelle Nahrung verborgen hält.
In den Savannen Afrikas war es damals schon so. Dann, weiter gewandert, in den Höhlen auf der Alb. Immerzu blieben die Grundbedürfnisse gleich, aber auch die Angst vor dem Verlust, besonders jedoch die Erfahrung, was die eigene Unruhe, das Gefühl der Haltlosigkeit, Beliebigkeit und Verlorenheit nicht nur der Seele antun kann, sondern auch Familie und Stamm. Und nachdem Städte gegründet waren, Kriege ausgefochten, Nationalstaaten geschaffen, Friedensbünde geschlossen, in Verfassungen auf Gott geschworen, ihm später, um sich fortschrittlich zu geben, wieder abgeschworen wurde und schließlich übernationale Organisationen als Spitze der Zivilisation ausgerufen waren – blieb trotzdem bis heute eine Angst im Nacken: die vor der Spaltung. [...]
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