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Influencer Gottes?

Theresa Zöller
Theresa Zöller
Ein junger gläubiger Computerfan aus Mailand verstirbt im Jahr 2006 mit 15 Jahren an Leukämie. Sieben Jahre später berührt ein kleiner Junge eins seiner Kleidungsstücke – und wird von seiner angeborenen Bauchspeicheldrüsenerkrankung geheilt. Im Jahr 2022 dann ein zweites Wunder: die Mutter einer verunglückten Fahrradfahrerin betet am Grab des jungen Manns für ihre Tochter, die daraufhin aus dem Koma erwacht und sich unerwartet gut erholt.

Solche Geschichten kennt man eigentlich nur aus dem Kino. Oder eben aus Heiligenerzählungen. Carlo Acutis, der junge Mann mit dem Faible für Videospiele, um den es hier geht, wurde im Jahr 2020 für das posthume Wirken seines ersten Wunders seliggesprochen. Nach Anerkennung des zweiten Wunders hat der Papst jetzt die nötigen Dokumente für seine Heiligsprechung unterzeichnet – ein Prozess, der überraschend schnell vonstatten ging. »Überraschend schnell« sind Wörter, die eigentlich eher selten im Zusammenhang mit der Kirche genannt werden. Doch die Eile hat sicher ihre Gründe.

Carlo Acutis führte eine ganz normale Kindheit, spielte Saxofon und Fußball, stand auf Schokoladentorte und Krimis. Und dann sind da noch die Hobbys, die vielleicht nicht auf jeden Teenager zutreffen: Obwohl seine Eltern kaum in die Kirche gingen, erfüllten sie ihm mit sieben Jahren den Wunsch, zur Erstkommunion gehen zu dürfen. Von da an besuchte er jeden Tag den Gottesdienst. Er engagierte sich für wohnungslose Menschen und setzte sein Computerwissen dafür ein, seinen Glauben zu verbreiten. Auf einer seiner Webseiten sammelte er rund 140 eucharistische Wunder aus der ganzen Welt.

Kurz gesagt: Carlo Acutis war ein Teenager unserer Zeit – mit dem Zusatz, dass er sich ganz besonders für seinen christlichen Glauben einsetzte. Für junge Menschen stellt er eine Identifikationsfigur dar – ein Vorbild wie so viele Heilige, nur eben ohne Vollbart oder Mönchskutte und mit einer Schwäche für das Internet. Von vielen Medien wird er deshalb als »Influencer Gottes« gehandelt. Der Vatikan plant, ihn zusammen mit dem heiligen Isidor von Sevilla zum Schutzpatron des Internets zu benennen. [...]
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