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Das Finale

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Deutschland ist Weltmeister. Für viele Leserinnen und Leser, natürlich auch für uns, ist die letzte Nacht von Sonntag auf Montag ziemlich kurz geraten. Und jetzt ist kaum noch Zeit bis zum Redaktionsschluss. Aber wir nehmen es sportlich. Gewiss gäbe es noch andere Themen zu kommentieren, das Leben hat halt zwei Seiten. An die andere Seite werden wir wohl schon heute Nachmittag erinnert, spätestens im Laufe dieser Woche. Oder durch den Rucksack, den jeder trägt, symbolisch zwar nur, der aber doch drückt und zwickt. Aber jetzt gilt es erst einmal die Pause mit der Freude zu füllen, die das Leben auch auf Lager hat. Und die lässt die Last leichter scheinen.

Dies konnte schon merken, wer kurz davor die Heilige Messe in der Gemeinde oder die vielen Firmgottesdienste besuchte. So mancher sprach in und neben der Kirche mindestens augenzwinkernd, wenn nicht gar in nervöser Vorfreude von dem nahenden Endspiel. Weil fast alle merkten, dass jedem vergönnt sein sollte, dies aus vollen Zügen zu genießen. Was? Das Leben in Fülle. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wie hatte nach dem Brasilien-Spiel ein Reporter gemeint: Wer nun dem Finale mit Skepsis entgegensehe, habe kein Herz. Vielleicht übertrieb er ein wenig. Aber im Nachhinein hat er Recht behalten. Man musste nur in die Augen sehen: in die der Millionen auf den Straßen und Plätzen, die überschäumend Feste feierten. Wie sonst selten gaben sie die Sicht frei in jenes oft beschworene Herz. [...]
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