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Drei Fragen

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Wenn nicht alles trügt, ist es wie immer: Nach der Krise ist vor der Krise. Das Auf und Ab wird zuerst für diejenigen immer deutlicher, die sich gerade noch mitten im Leben wähnten und dann, wenn es immer mehr Einschnitte, Abschiede und Erfahrungen des »Loslassens« gegeben hat, sich endgültig zu fragen beginnen: Wie geht es weiter, wie wird die verbleibende Zeit aussehen, wie ist sie noch zu nutzen, damit sie als sinnvoll bilanziert werden kann? Was muss passieren, dass ein Leben als vollendet gelten darf? Gewiss reife Fragen. Aber irgendwann müssen sie gestellt werden, spätestens im Herbst des Lebens.

Doch »Corona« zwingt manchen dazu, sie schon früher, im eigenen Sommer, in diesem Sommer zu stellen. Vielleicht regen die Monate, hoffentlich nicht Jahre, die im Nachhinein als epochemachend bezeichnet werden, wenigstens den ein oder anderen auch noch zu einer ganz besonderen Haltung an, einer inneren Einstellung, von der mal nicht in Geschichtsbüchern die Rede sein wird. Auch nicht in den Medien, denen meist nur laute Töne meldenswert sind: dann halt, wenn der Wohlstand gefährdet ist, das gedankenlose, aber bequeme »Immer so weiter«. Schon gemerkt? Gradmesser fürs Heil scheint inzwischen die Zahl der Fernreisen zu sein, die jeder Normalbürger, mindestens dreimal im Jahr, tätigen kann. Sonst bricht die Welt zusammen. Wie hohl, ja sinnentleert sind wir geworden? Für die Malediven würde mancher das Grundgesetz opfern, für den Gardasee den lieben Gott. [...]
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