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Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Vor lauter Zeitenwende droht einiges in den Hintergund zu geraten, manchen ist es wohl sogar ganz recht. Wie jetzt, als es im Bundestag um nichts weniger als den assistierten Suizid gegangen ist. Irgendwie wird das Sterben einmal jeden angehen. Vielleicht ist daher bei einigen, selbst den Ausgetretenen, der wehmütige Ruf zu hören: Schade, dass die Kirche kaum mehr gehört wird.

Fast wollte man den Missbrauchsskandal wieder aufrollen, der als Alibi für alles herhalten muss. Nur eines sollte auch mal besprochen werden: Welch trauriges Bild die Kirche als Gemeinschaft abgibt, sich wegen Reformen zwei Lager wie unversöhnlich gegenüberstehen. War doch einst die Hoffnung berechtigt, dass spätestens in der Eucharistiefeier die Gegensätze, auch übrigens die sozialen und kulturellen, keine Rolle spielen. Wären nicht die Sakramente die besten Gleichmacher in zersplitteter Gesellschaft?

Aber heute sucht sich wegen des auch selbstveschuldeten Priestermangels jeder seinen Lieblingskreis, einer Blase gleich, wo er erst Selbstbestätigung sucht, viel später das Heil. Spiegelbild der Gesellschaft? Die Volkskirche läuft weiter auf Hochtouren. Dazu kommt, dass die Medienwelt es mit ihr gar nicht gut zu meinen scheint. Viel Kritik ist berechtigt, aber den Endruck wird der ebenfalls kritische Medienkonsument nicht los, dass immer weniger Journalisten in der Lage sind, in die Tiefe, die des Religiösen, einzudringen. Sind doch auch sie kaum mehr kirchlich sozialisiert, daher oft heillos überfordert – und halten sich ausschließlich am immer Gleichen auf. Gibt ihnen doch der Schwarm Sicherheit und verschont sie selbst vor Gegenwind. Wie die Klimaaktivisten sehen sie dann nur noch Apokalypsen, den Untergang der Kirche, ohne Blick für die Millionen Katholiken, die täglich Gutes tun. Ahnungslos, wie sehr Wirtschaft, Recht, Politik, Kultur und Soziales, ja der Alltag im Christlichen wurzeln. Und ohne Blick auf die Welt-Kirche. Denken alle nur noch national? [...]
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