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Heilige (Urlaubs-)Orte

Beate-Maria Link
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Ist es Ihnen auch schon so gegangen? Sie gehen an Ihrem Urlaubsort sonntags in den Gottesdienst und sind überrascht: Die Kirche ist proppenvoll, Familien mit Kindern bestimmen das Bild, der Gesang ist kräftiger, die Liturgie lebendiger, die Mitfeiernden scheinen aufmerksamer und freundlicher. Selbst an Küstenorten Mecklenburg-Vorpommerns oder Ostfrieslands, wo man aufgrund der Diasporasituation nicht viel Kirchliches oder gar Katholisches erwartet, entsteht – zumindest im Sommer – dieser Eindruck.

Woran liegt das? Zweifellos sind Menschen im Urlaub offener und in einer gelösten, heiteren und fröhlichen Stimmung, aber wäre es da nicht auch naheliegend, den Gottesdienst mal zu schwänzen, wo es doch so viele andere Möglichkeiten gibt, seine freie Zeit zu genießen? Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Urlaubszeit ist auch Sehnsuchtszeit. Wer nicht jetzt den Freiraum nutzt, seinen spirituellen Bedürfnissen nachzugehen und nachzugeben, kommt wahrscheinlich nie dazu. Dafür braucht es offene Orte und einladende Angebote.

Freilich: Gott lässt sich auch sehr gut direkt in seiner Schöpfung, etwa im Wald, am Meer, in den Bergen erfahren, doch seine Gegenwart verdichtet sich in unseren Kirchen und Klöstern und vor allem in der Eucharistie und im Tabernakel. Wie schön, wenn Kirchen am Urlaubsort den ganzen Tag geöffnet sind. Die vielen Kerzen, die verbunden mit persönlichen Anliegen entzündet werden, die vollgeschriebenen Fürbittbücher oder die mit unzähligen Zetteln bestückten Klagemauern zeugen davon, wie groß das Bedürfnis ist, etwas loszuwerden, gehört und gesehen zu werden mit den großen und kleinen Nöten.

Aber vielleicht zieht es Menschen auch in die Kirchen, weil sie dort etwas von dem spüren, was der Kirchenraum eigentlich sein will: ein Ort, der berührt, der im Inneren etwas zum Schwingen bringt, wo es möglich ist, mit etwas Größerem, Geheimnisvollen in Resonanz zu kommen, ein Ort, an dem man sich finden (lassen) kann. Auch dann, wenn einem Gott oder die Kirche vielleicht fremd geworden sind. [...]
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