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Ob es reichen wird?

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Es ist so, wie es ist: Angesichts der Krisen scheint eine besondere Zeit angebrochen, die der Bewährunsgproben. Dabei müssen nicht unbedingt Helden geboren werden, doch zumindest Vorbilder. Vielleicht ist die Herausforderung auch deswegen so groß, weil es nicht nur gilt, ungeschoren über die Runden zu kommen, sondern gleichzeitig eine sinnvolle Spur in die Zukunft zu legen. Dringende Veränderungen inbegriffen. Sonst lebte diese Generation nicht mehr in der Geschichte.

Deswegen ist die Nachfrage zusehends berechtigt: Reicht das? Auch wenn keiner in solch großen Schuhen stecken wollte: Die Ampelkoalition etwa kann sich nicht damit herausreden, dass sie sich das Regieren komfortabler vorgestellt hätte. Jetzt gilt’s. Ein Unternehmen wird auch nicht immer bloß alles auf den schwierigen Markt schieben können. Genausowenig wie Bürger und Kolleginnen, ja auch die Familien: Sie sind mitverantwortlich für das Gemeinwohl. Manche haben das vergessen. Das gilt heute auch für den Wert der Demokratie: Leicht ist es bisher gewesen, sich an den Vorteilen dieses politischen Systems zu bedienen. Wer aber möchte sich just jetzt dafür engagieren, neben den Rechten auch die Pflichten sehen? Und, um die Brücke zur Kirche zu schlagen: Ist es nicht für das viel beschworene Gottesvolk an der Zeit, die Zukunft der Kirche in die eigene Hand zu nehmen? Reicht es, immer nur darüber zu klagen, was andere verschulden? Selbst schuld.

Also wieder: Reicht das? Die Frage steht unausweichlich auch im Kirchenraum – hierarchisch betrachtet von oben nach unten, gerne umgekehrt. Selbst von größten Anhängern wird Franziskus zunehmend gefragt, ob sein Programm des Immerzu-»auf dem Weg sein« zielführend ist. Ist es eindeutig oder eher vieldeutig? Reicht es, zuzuhören und zu reden, eigentlich selbstverständlich für Christen? Oder müssten nicht auch hier jenseits des Geistlichen echte Ergebnisse angestrebt werden? Wer denkt auch hier vom Ende her? Genügt es, ausschließlich zu mahnen statt zu reformieren? Viel Überholtes hat doch den Blick sogar auf Jesus verstellt. Gewiss ist die Einheit der Kirche eine Mammutaufgabe – aber könnte man, mit derart großem Charisma ausgestattet, nicht auch Menschen in anderen Kontinenten für Neues überzeugen und mitnehmen? Aber vielleicht wird Franziskus ja von Europas Katholiken gar nicht richtig verstanden. Weil sie übersehen, dass sich nicht mehr alles um sie dreht. Die Welt hat zuletzt neue Zentren dazugewonnen. Nicht nur politisch und wirtschaftlich.

Und weiter geht es, bis in die Ortskirche der jüngsten Tage hinein: Wie erfreulich es jetzt doch ist, dass auch Laien die Taufe spenden dürfen. Gewiss ist dies ein Fortschritt. Aber noch einmal: Wird das reichen? [...]
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