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Liebe Leserinnen und Leser,

Bischof Dr. Klaus Krämer
Bischof Dr. Klaus Krämer
Je dunkler die Nacht, desto heller leuchten die Sterne. Diese Erfahrung kann jeder machen, der nachts den Sternenhimmel betrachtet. Seine ganze Kraft entfaltet das Licht im Kontrast zur Dunkelheit, die es erleuchtet. Vielleicht gilt das auch für die Weihnacht, die die Nacht ja im Wort trägt. Wir feiern Weihnachten als Fest des Lichtes, das in unsere Welt kommt und die Finsternis erleuchtet.

Wir selber tragen diese Finsternis in uns, mit unseren kleinen Sorgen des Alltags, unseren großen existenziellen Ängsten und den immer wieder neu auftauchenden persönlichen Nöten. Immer düsterer scheint es auch in der Welt zu werden, ganz aktuell in Syrien, im gesamten Nahen Osten oder in der Ukraine. Auch die Kirche bleibt von der Dunkelheit nicht verschont: Ob es um den unsäglichen Missbrauch geht, um innerkirchliche Parteiungen, die sich gegenseitig den Glauben abzusprechen scheinen, oder das Ringen um ein friedliches Miteinander in den Pfarrgemeinden, den kirchlichen Einrichtungen oder der diözesanen Verwaltung.

War es jemals anders? Schon das Evangelium von Weihnachten spricht diese düstere Realität direkt an: »Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf« (Joh 1,10–11). Was für ein Gegensatz zwischen dem, wie Gott uns das Licht in seinem Sohn schenken will, und was die Menschen daraus gemacht haben und bis heute machen!

Die Spannung zwischen dem Licht, das uns bereits geschenkt ist, und dem Licht, das wir immer erst erhoffen, erwarten, erbitten, finde ich bereits im Buch der Psalmen: Dankbar bekennende Verse, wie »Der Herr ist mein Licht und mein Heil: vor wem sollte ich mich fürchten?« (Ps 27,1) stehen eher bittenden Texten gegenüber: »Sende dein Licht, und deine Wahrheit, dass sie mich leiten« (Ps 43,3). Wie leicht fällt es, sich in diesem Wechsel von dankbarer Zuversicht und spannungsvoller Hoffnung wiederzufinden! [...]
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