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Trotzdem Heimat

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Vielleicht ist ja sogar der Heilige Geist am Werk in diesen bewegten Tagen. Wer sonst hätte Energie, die Katholiken mit der Nase auf das zu drücken, was sie Jahrzehnte versäumt haben. Allesamt, egal wo sie leben und versuchen, ihr Christsein wenigstens bescheiden zu verwirklichen. Jetzt aber gilt es, jetzt ist die Stunde, endlich zu zeigen, wohin sie wollen und, Entschuldigung, was ihr Glaube taugt. Und ob sie die Chance des aktuellen Bewusstseinswandels am Schopfe packen, zu einer Entwicklung zum Guten, zu Reformen, um gerade so in der Tradition der Kirche zu bleiben. Und Historiker sagen können, sie hätten Geschichte geschrieben. Denn in einem sind sich alle einig: Sie leben am Wendepunkt. Schade um jeden, der jetzt nicht mehr mitgehen will.

Natürlich ist es schlimm, dass durch den Missbrauch auch vorbildliche Hirten und ihre guten Leute bis in den letzten Winkel des Glaubenslandes im Sog der Versäumnisse anderer mitgerissen werden. Katholiken waren schon immer unterschiedlich schnell. Selbstmitleid ist aber fehl am Platz vor dem Leid so vieler Opfer. Und ihre schon vorherige Uninspiriertheit sollten manche Beschäftigte jetzt bitte nicht mit der Kirchenpandemie rechtfertigen. Alle Katholiken, ganz hierarchielos, werden sich an die Nase fassen müssen: Welchen Anteil habe ich daran, dass die Kirche nun als Institution der Angst gilt? Ausgerechnet sie, mit bester Botschaft. Sind nicht fast alle in Schuld verstrickt? Man wollte nicht in den Schuhen der Verantwortlichen stecken. Mehr als je zuvor gilt es zu verhindern, dass selbst die Getreuesten in alle Richtungen auseinanderlaufen. Ein Gottesvolk in Zerstreuung? Wer holt es zurück? [...]
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