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Das Katholische Sonntagsblatt,
Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 10/2023
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Titelthema |
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VERGEBUNG |
Wenn Vergebung Vertrauen schenkt |
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Früh übt sich, wer einmal vergeben und sich versöhnen will. Foto: ImagineGolf/iStock |
Eine gute Beziehung egal ob unter Freunden oder Partnern basiert auf Vertrauen und wächst je intensiver das Vertrauen wird. Umso verletzender ist es, wenn dieses aufgebaute Vertrauen missbraucht wird. Wir sind dann zutiefst erschüttert und meist auch furchtbar wütend. Dann ist es umso schwieriger, wenn der Freund oder die Partnerin um Vergebung bittet. Können wir der Person noch einmal vertrauen? Wird so etwas nochmal passieren, wenn ich vergebe? Unser Autor Thomas Buchschuster ist Theologe und beschäft igt sich momentan intensiv mit dem Thema zwischenmenschliche Vergebung. Er erklärt, wie Vergebung gelingen und wie daraus wieder neues Vertrauen erwachsen kann.
Immer wieder werden Menschen an uns schuldig – im Großen oder Kleinen. Ob dies in einer engen Beziehung geschieht oder es sich um jemand Fremden handelt: Wer sich an uns verfehlt, enttäuscht unser Vertrauen. Denn alles menschliche Zusammenleben beruht auf Vertrauen.
In unseren engen Beziehungen schenken wir den anderen bewusst Vertrauen. Wir machen uns auf besondere Weise verletzlich, öffnen ihnen unser Herz, »vertrauen uns ihnen an«. Damit enge Beziehungen gelingen, müssen wir darauf vertrauen können, dass die andere Person unserem Vertrauen gerecht wird: Dass die geliebte Person treu zu uns steht oder dass unsere Freunde uns tatsächlich gernhaben und nicht etwa ausnutzen. Ein solches Vertrauen wächst zumeist erst nach und nach.
Doch auch das Zusammenleben mit fremden Menschen braucht Vertrauen. Um uns unbeschwert im öffentlichen Raum zu bewegen, um unvoreingenommen Fremden zu begegnen, müssen wir darauf vertrauen, dass die andere Person schon moralisch handeln und uns nichts Böses tun wird. Wir müssen darauf vertrauen, dass uns der Steuerberater nicht über den Tisch zieht oder dass die Polizistin, die wir um Hilfe bitten, gesetzestreu und nicht korrupt ist. Und selbst um entspannt den Gehweg entlangzugehen, müssen wir da rauf vertrauen, dass andere Passanten uns nur begegnen, vielleicht sogar grüßen, aber dass sie uns nicht etwa angreifen oder verletzen. Ein solches Grundvertrauen schenken wir zumeist von Anfang an. Wir machen uns anderen gegenüber insofern verletzlich, als wir nicht ständig mit höchster Vorsicht und in Habachtstellung durchs Leben gehen.
Ob in einer engen Beziehung oder zwischen Fremden – das Vertrauen, das wir in andere setzen, ist nicht einfach ein unbegründeter Wunschtraum. Es ist berechtigtes Vertrauen. Wir dürfen erwarten, dass sich unsere Ehepartner oder Freundinnen an die Spielregeln halten, die mit einer Ehe oder Freundschaft einhergehen. Wir dürfen erwarten, dass auch fremde Personen sich uns gegenüber moralisch verhalten. Schließlich ist es nur vernünftig, uns unserer Würde gemäß zu behandeln – sind wir doch Menschen wie sie.
Wenn Menschen sich an uns verfehlen, enttäuschen sie unser Vertrauen – unsere berechtigte Erwartung, angemessen behandelt zu werden. Handelt es sich um eine leichte Verfehlung, wird das Vertrauen nur etwas angeknackst. Wiegt die Verfehlung schwer, dann wird das Vertrauen oft vollständig zerstört.
Dass wir das Vertrauen teilweise oder ganz verlieren, wenn sich andere an uns verfehlen, ist keine unvernünftige Empfindlichkeit. Es ist eine durch und durch vernünftige Reaktion. Sie hat den vernünftigen Zweck, uns selbst in unserer Verletzlichkeit zu schützen. Und sie beruht auf einem vernünftigen Grund: Dass die andere Person sich bereits an uns verfehlt hat, gibt Anlass zur Vermutung, dass sie auch dazu bereit ist, es noch einmal zu tun. [...]
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