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archivierte Ausgabe 10/2024
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Titelthema |
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Bischof werden |
Wie wurde man früher Bischof? |
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Geistliche und weltliche Macht im Fenster des Wormser Doms: als Erinnerung an das Wormser Konkordat von 1122, welches das Recht der freien Bischofswahl prinzipiell den Domkapiteln zuerkannte. Foto: KNA |
Der Applaus ist längst verhallt, unter dem Gebhard Fürst Abschied feierte. Nach dem Bischof ist vor dem Bischof. Sein Wappen ist gleich vom Bischofsstuhl im Dom entfernt, der neue Diözesanadministrator zwei Tage später gewählt worden. So schnell kann es gehen. Drei Monate sind seither vergangen. Unsere Leser haben wir mit Hintergründen versorgt: Was bedeutet die sogenannte Vakanz ohne amtierenden Oberhirten? Wann und wie gibt es einen neuen? Geduld ist auch hier eine Tugend. Bis das Dom kapitel anhand einer Dreierliste aus Rom entscheidet, wer neuer Bischof wird, können noch viele Monate vergehen. Um die Zeit zu »verkürzen«, bieten wir Ihnen einen historischen Leckerbissen, mit Titelgeschichte und sechsteiliger Serie aus der Feder von Kirchenhistoriker Dominik Burkard. »Wie eigentlich ist man früher Bischof geworden?« Sie erhalten Einblicke in eine spannende, wechselreiche und umstrittene Geschichte.
Auch wenn es aus dem Blickwinkel einer einzelnen Diözese und zumal nach einem 23 Jahre dauernden »Pontifikat« nicht so scheinen mag: Bischofsernennungen sind kirchlicher »Normalfall«. Seit annähernd 2000 Jahren. Doch wie Bischöfe in diesen vielen Jahrhunderten ins Amt kamen, lässt sich gar nicht so einfach sagen. Denn es gibt keine feste, kontinuierliche »Tradition der Bischofserhebung«, allenfalls Traditionen, die sich – im Laufe der Geschichte, unter ganz bestimmten Bedingungen und Konstellationen herausgebildet – mal kürzer, mal länger hielten.
Alles begann – so könnte man sagen – mit einem Losentscheid. Denn als der Verrat und der Selbstmord des Judas seine Ersetzung im Apostelkollegium nötig machten, wurde nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte das Los geworfen. Es traf Matthäus, der daraufhin in den Zwölferkreis aufgenommen wurde (Apg 1,15–26). Ein erster Modus zur Ämterbesetzung war gefunden. Auch wenn wir erst deutlich später überhaupt von einem Bischofsamt sprechen können: Das biblische Beispiel der »Urgemeinde« wirkte – freilich nur gedanklich – lange nach. Dahinter stand die Vorstellung, durch die Ausschaltung des aktiven Willens oder menschlicher Kalkulation zu verhindern, dass Gott selbst ins Handwerk gepfuscht wurde. Das Los wurde also als Medium der göttlichen Vorsehung gesehen. Dementsprechend gab es durch das ganze Mittelalter hindurch Bibelausleger, die das – mit Gebet und Fasten verbundene – Losen als Mittel der Entscheidungsfindung betrachteten. Und doch wurde das Vorgehen der Urgemeinde nicht normbildend, vielmehr das Losverfahren als Modus kanonischer Wahlen im frühen 13. Jahrhundert – seiner Irrationalität wegen – sogar förmlich verboten.
Auch sonst zeigte sich der biblische Befund wenig hilfreich. Eine hierarchische Ämterstruktur war noch nicht ausgebildet, ließ sich aber bereits erahnen. Etwa im Titusbrief, wenn Paulus seinem Briefpartner – eher nebenbei – befiehlt, in den Gemeinden »Älteste« einzusetzen. Was dies heißt und wie genau dies zu geschehen habe, wird nicht gesagt. Die Anweisung klingt jedoch wenig demokratisch, viel eher nach einem autoritativen Akt von oben. Immerhin werden von Paulus an anderer Stelle Eignungskriterien genannt, die neben dem Lebenswandel und dem guten Ruf auch Erfahrung und Festigkeit im Glauben (was sich wohl gegen die Bestellung von Neubekehrten wandte) sowie Führungsqualitäten berücksichtigen (insbes. 1 Tim 3). [...]
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