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archivierte Ausgabe 11/2015
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Titelthema |
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Strahlen wir genug Wärme aus? |
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Foto: Bönte/dialogverlag |
Es ist vielerorts zu beobachten: Kirchenbänke werden leerer, seelsorgliche Angebote werden weniger nachgefragt, Gleichgültigkeit macht sich breit. Verliert die Kirche zunehmend ihre Anziehungskraft? Viele Menschen suchen nach sinnvollen Antworten auf die Fragen ihres Lebens, nach Hilfe zum Glauben und seelsorglicher Zuwendung, scheinen es aber in der Kirche und den Gemeinden kaum noch zu finden oder dort schon gar nicht mehr zu erwarten. Strahlt die Kirche zu wenig Offenheit, Herzlichkeit, Wärme aus? Ist sie für viele kein Ort der Geborgenheit und Beheimatung mehr? Wie sieht es mit einer Willkommenskultur in unseren Gemeinden aus? Der Psychologe und Theologe Wunibald Müller hat sich diesen Fragen gestellt und zeigt in einer hier beginnenden Serie Wege auf, die nicht nur zu einer barmherzigen, sondern auch zu einer warmherzigen Kirche führen.
Beginnen wir mit einer nachdenklichen Erzählung: »Das Wasser des Lebens, beseelt von dem Wunsch, sich auf der Erde zu zeigen, sprudelte unablässig und ohne Anstrengung aus einem natürlichen Brunnen. Die Menschen kamen von überall her, um von dem magischen Wasser zu trinken und spürten, dass es sie nährte, da das Wasser so klar, so rein und belebend war. Doch die Menschen waren nicht zufrieden damit, die Dinge in ihrem paradiesischen Zustand zu belassen. Mit der Zeit fingen sie an, einen Zaun um den Brunnen zu bauen, Eintrittsgeld zu verlangen, Besitzansprüche auf das Grundstück zu erheben. Sie schufen Vorschriften, wer Zutritt zum Brunnen hat und wer nicht, und brachten Schlösser an die Zugangstore an. Sehr bald war der Brunnen im Besitz der Mächtigen und der Elite.
Das Wasser ärgerte sich darüber und empfand das als eine Beleidigung. Es hörte auf zu fließen und begann an einem anderen Ort zu sprudeln. Die Leute, die das Grundstück rund um den ersten Brunnen besaßen, waren so beschäftigt mit ihren Machtsystemen und Besitzansprüchen, dass sie gar nicht mitbekamen, dass das Wasser aufgehört hatte, zu fließen. Sie fuhren fort, das nicht vorhandene Wasser zu verkaufen und nur wenige merkten, dass die ursprüngliche Kraft des Wassers verloren gegangen war. Aber einige Unzufriedene machten sich mit großem Mut auf die Suche nach dem neuen Brunnen.« [...]
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