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Titelthema

Blick auf Maria – aus protestantischer Sicht

Blick auf Maria – aus protestantischer Sicht
Foto: KNA
»Katholiken beten mehr zu Maria als zu Jesus selbst«. »Die Protestanten glauben nicht an die Gottesmutter.« Solche und ähnliche Meinungen, die oft mehr auf dem Augenschein als auf Wissen und Auseinandersetzung beruhen, bestimmen landläufig das Denken über die jeweils andere Konfession. Ökumene bedeutet jedoch umeinander wissen, voneinander lernen und auch sich hartnäckig haltende Halbwahrheiten übereinander korrigieren oder Missverständnisse ausräumen. Die Ansichten über den theologischen Stellenwert von Maria bei Katholiken und Protestanten und über marianische Frömmigkeitsformen sind oft von solchen Vorurteilen geprägt. Wie sehen evangelische Christen aber tatsächlich Maria, die Mutter Jesu? Wird sie verehrt? Was hat Martin Luther über Maria gesagt? Ein protestantischer Blick auf die Gottesmutter im katholischen Marienmonat Mai bringt Klarheit. Der ehemalige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und langjährige Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelischen Kirchen in Deutschland (VELKD) erläutert in einer hier beginnenden Serie die Sichtweise seiner Kirche auf Maria.

Es war kurz nach 23 Uhr. Ich hatte soeben eine Führung durch die nächtliche, nur spärlich beleuchtete evangelische Sebalduskirche in Nürnberg beendet, die ich für einen Kreis von Freunden angeboten hatte. Die Freunde staunten nur so: Wieso gibt es in einer evangelischen Hauptkirche mehr als 45 Marienabbildungen? »Ich denke, Ihr glaubt nicht an die Maria?« so ein theologisch nicht sehr versierter Freund nach dieser Führung, die sich auf die Marienabbildungen konzentriert hatte.

»Selig bist du von der Stunde an in Ewigkeit«

Maria und evangelisch – das angeblich nicht zusammen. und lutherisch – auch nicht! »Wir beten doch nicht zu Maria!« Aber wie passt es dazu, was Martin Luther über Maria gesagt hat: »O du selige Jungfrau und Mutter Gottes, wie bist du so gar nichts, gering und verachtet gewesen, und Gott hat dich dennoch so überaus gnädig und reichlich angesehen und große Dinge in dir gewirkt. [...]
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