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Titelthema
Was ist eine »gute« Familie?

Ein Bild von der guten Familie?

Ein Bild von der guten Familie?
Die klassische Kernfamilie aus Vater, Mutter und Kind(ern) ist das gängige Familienmodell, die meisten Kinder wachsen mit Mutter und Vater zusammen auf. Die Beziehungen und der Umgang miteinander prägen den Zusammenhalt in der Familie.
Foto: vgajic/iStock
Die Familie kann sich niemand aussuchen; wir alle werden hineingeboren und von ihr geprägt. Die meisten Menschen bleiben ihren Familien ein Leben lang verbunden – mit allen Höhen und Tiefen. Für 77 Prozent der Deutschen ist die Familie »nach wie vor der wichtigste Lebensbereich«, heißt es im »Datenreport« des Statistischen Bundesamtes vom Januar 2023. Vater, Mutter, Kinder – das ist zwar nach wie vor das gängige Familienmodell, doch auch Singles, kinderlose Ehepaare, Partnerschaften ohne Trauschein und Familien mit Adoptiv- und Pflegekindern gehören dazu. »Die Vielfalt familiärer Situationen nehmen wir als Kirche achtsam an, sie hat einen Platz in unseren Gemeinden«, so hat der deutsche Familienbischof, Erzbischof Heiner Koch aus Berlin, das katholische Familienbild geweitet. Eine gute Familie zeichnet sich in erster Linie nicht durch die Konstellation aus, sondern durch die Beziehungen und den Umgang der Familienmitglieder untereinander.

Die Familie gilt als Keimzelle der Gesellschaft und als Basis für die Entwicklung des Glaubens. Sie ist »der erste Ort, wo man lernt, gegenüber dem anderen eine Stellung zu beziehen, zuzuhören, mitzufühlen, zu ertragen, zu respektieren, zu helfen und zusammenzuleben«, resümiert Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben »Amoris laetitia«. In der Enzyklika »Fratelli tutti« beschreibt er die Familie als Ort, »an dem die Werte der Liebe und der Geschwisterlichkeit, des Zusammenlebens und des Miteinander-Teilens, der Aufmerksamkeit und der Sorge für den anderen gelebt und vermittelt werden«.

Damit ist ein Ideal beschrieben, das leider oft nicht eingelöst werden kann. Nicht in allen Familien werden alle Einzelnen so wertgeschätzt, wie sie es brauchen; einige Angehörige brechen sogar den Kontakt untereinander ab. Doch unabhängig davon, wie schwer eine Familie sich tut oder wie viel oder wenig die Angehörigen Kontakt miteinander haben: Familie bleibt man für immer. Das kann eine Bürde sein. Für sehr viele aber ist es ein Segen. Die meisten Menschen wünschen sich am Ende ihres Lebens ihre Familienangehörigen am Sterbebett.

Wer gehört alles zu einer Familie? Der »Datenreport« gibt einen Einblick, wie es in der Bundesrepublik um die Lebensmodelle von Menschen mit minderjährigen Kindern steht: Von den acht Millionen Eltern-Kind-Gemeinschaften leben über 70 Prozent im klassischen Familienmodell mit verheirateten Eltern. Weitere elf Prozent sind Lebensgemeinschaften ohne Trauschein.

Die klassische Kernfamilie aus Mutter, Vater und Kindern ist also für die meisten Kinder das eigene Lebensmodell. Diese Zahl hat sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert. Etwa 18 Prozent der Kinder wachsen mit nur einem leiblichen Elternteil auf, manche davon in Patchwork-Familien, wo Vater oder Mutter in einer neuen Partnerschaft lebt, eventuell mit deren Kindern. Pflege- und Adoptivkinder, die nicht mit ihren biologischen Eltern leben, gehören zur Familie ihrer sozialen Eltern, ebenso die Kinder, die bei Verwandten, in Heimen oder Familiendörfern groß werden. In sogenannten Regenbogenfamilien leben die Erwachsenen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder mit weiteren geschlechtlichen Identitäten.

In Deutschland leben viele allein – in Städten machen sie teilweise 50 Prozent der Haushalte aus. Singles mögen keine Partner oder Kinder haben, aber natürlich haben sie Eltern, Geschwister, Großeltern und andere Verwandte. Ebenso gehören Paare ohne Kinder selbstverständlich zu ihren Familien. Und selbst wer sich für ein zölibatäres Leben oder einen Orden entschieden hat, diese Gemeinschaft vielleicht sogar als neue Familie betrachtet, bleibt zeitlebens immer auch Teil der Ursprungsfamilie – sogar über den Tod der Verwandten hinaus. [...]
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