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archivierte Ausgabe 22/2014
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Titelthema |
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Christen heute |
Braucht uns die Welt noch? |
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Fotos: Sima/fotolia, Atlantis/fotolia, KNA |
Die kurz vor der Wahl aufgeflammte Kontroverse um religiöse Symbole in öffentlichen Räumen hat es erneut deutlich gemacht: Wenn von Europa die Rede ist, geht es auch um Werte. Doch haben die christlichen Werte noch genügend Überzeugungskraft? In der Wahrnehmung vieler Menschen gelten Christen als »von gestern«, wird die Kirche mehr mit Krise und Fehlern in Verbindung gebracht als mit Erlösung und Nächstenliebe. Braucht uns die Welt noch?
In unserem Interview unternimmt der Dominikanerpater und renommierte Trierer Sozialethiker Professor Wolfgang Ockenfels eine kritische Analyse zur »Lage der Christen« heute. Dabei geht es auch um die Frage nach dem Hauptauftrag der Kirche, um »lebensbedrohliche Zumutungen« und letztlich um die Frage: Was kommt, wenn das Christentum geht?
Herr Professor Ockenfels, einer internationalen Umfrage zufolge halten nur 36 Prozent der Westeuropäer Religion für etwas Gutes, für 25 Prozent spielt sie keine Rolle, fast jeder Dritte bewertet sie negativ. Hat Religion – mithin das Christentum – als Sinnstiftung und moralische Autorität ausgedient?
Von demoskopischen Umfragen dieser Art halte ich nicht viel. Man müsste ja zunächst religionssoziologisch und theologisch ergründen, was »Religion« heute überhaupt bedeutet. »Religion« ist heute keineswegs mit dem Christentum identisch. Der Begriff hat sich enorm erweitert, er umfasst alle möglichen Formen der »Sehnsucht nach dem ganz anderen« oder einer »Kontingenzbewältigung« oder irgendeines Transzendenzbezugs. Viele Formen des modernen Aberglaubens ließen sich darunter fassen. Wenn der christliche Glaube durch das Hauptportal entweicht, kommt er durch den Hintereingang als Aberglaube wieder zurück. Und zwar als ideologischer Religionsersatz oder sentimentale Ersatzreligion, denen schließlich vor allem »bekennende« Atheisten anhängen. [...]
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