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Das Katholische Sonntagsblatt,
Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 22/2023
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Titelthema |
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Pfingsten |
Mit dem Geist nach vorn schauen |
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Gemeinsam in eine Richtung schauen – nach vorn. Das verbindet und macht Mut. Miteinander lassen sich neue Wege leichter gehen und Herausforderungen besser bewältigen. Foto: JBrysch/iStock |
»Früher war alles besser …« So seufzen manche Menschen gern vergangenen Zeiten hinterher, wenn sich Lebensbedingungen rasant verändern und Herausforderungen zunehmen. Aber war denn früher wirklich alles besser, ohne Dramen und Krisen oder schauen wir nur verklärt auf das Gewohnte, weil wir uns darin bequem eingerichtet haben? Das Kommen des Heiligen Geistes, das wir an Pfingsten feiern, lässt ein Verharren in der Erstarrung und ein Festhalten am Althergebrachten nicht zu. Zurückschauen bringt nicht weiter, die Bewegung des Geistes richtet sich immer nach vorn, auch wenn zunächst manches durcheinandergerät. Die Jüngerinnen und Jünger damals haben dem Heiligen Geist und seiner verwandelnden Kraft getraut. Das dürfen auch Christinnen und Christen von heute.
Seit einigen Wochen ist mein Italienisch-Wortschatz um einen Begriff reicher. Gelernt habe ich ihn von keinem Geringeren als Papst Franziskus. Während seines Besuchs im April in Budapest kam es zu einem Treffen mit seinen ungarischen Mitbrüdern aus dem Jesuitenorden. Im Gespräch wurde er dabei unter anderem nach seiner Meinung zur alten Form der Messfeier in lateinischer Sprache befragt. Der Papst hatte ja den großzügigen Umgang seines Vorgängers Benedikt XVI. mit dieser liturgischen Sonderform in den letzten Jahren wieder deutlich eingeschränkt.
Franziskus nütze die Antwort auf die ihm gestellte Frage zur grundsätzlichen Kritik an einer bestimmten Einstellung unter manchen Katholikinnen und Katholiken, nämlich frühere Formen des kirchlichen Lebens zu verklären und gegenwärtige Formen zu ignorieren oder abzulehnen. In diesem Zusammenhang fiel dann eben der mir bislang unbekannte Begriff. Er lautet »Indietrismo« und leitet sich vom italienischen Adverb »indietro« ab, was so viel heißt wie »zurück« oder »rückwärts«.
Vor diesem Hintergrund könnte man das Wort »Indietrismo« mit »Rückwärtsgewandtheit« übersetzen. Vom Übersetzungsprogramm meines Computers wird mir zwar die Variante »Rückständigkeit« vorgeschlagen. Ich halte sie allerdings für nicht ganz passend, denn dem Papst scheint es mit dem besagten Begriff um eine Haltung zu gehen, die man frei wählen kann. Dieser Aspekt ist bei »Rückständigkeit« nicht gegeben, denn dabei handelt es sich um einen Zustand und Zustände sind nicht immer frei wählbar.
Doch genug der sprachlichen Erwägungen. Wichtiger ist, was Franziskus von der Rückwärtsgewandtheit hält. Es handle sich, so wird er zitiert, um »eine Reaktion gegen die Moderne« und um »eine nostalgische Krankheit«. Das Zweite Vatikanische Konzil befinde sich nach Meinung des Papstes immer noch in der Umsetzung, und es gebe einen »schrecklichen« Widerstand gegen die Konzilsdekrete. Die alte Form der Messfeier sei »auf ideologische Weise« benutzt worden, um rückwärts zu gehen. Deswegen seien die Einschränkungen notwendig gewesen.
Viele werden sich jetzt denken: Soweit, so gut. Ich bin von der päpstlichen Kritik nicht betroffen. Sie zielt auf eine Gruppe, zu der ich nicht gehöre. Tatsächlich: In unseren kirchlichen Breiten sind die Dekrete des Zweiten Vatikanischen Konzils letztlich doch mehrheitsfähig. Sie prägen und bestimmen das kirchliche Leben in den Gemeinden. Anhängerinnen und Anhänger der alten Form der Messfeier und anderer vorkonziliarer Denkweisen und Formen kommen zwar da und dort vor und gewinnen mitunter sogar an Zahl und Einfluss, doch bestimmen sie hierzulande nicht die kirchliche Großwetterlage. [...]
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