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archivierte Ausgabe 28/2022
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Titelthema |
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Nachhaltig Leben |
Wie wir mit der Schöpfung umgehen |
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Kinder haben ein beseeltes Naturverständnis und lassen sich anrühren, mit der Mitwelt in Resonanz zu kommen. Resonanz heißt aber auch, sensibel zu sein, genau hinzusehen und zu hören. Das bildet letztlich die Brücke zum eigenen Handeln. Mykola Velychko/iStock |
Im Sonnengesang, dem poetischen Loblied auf die Schöpfung, macht der heilige Franziskus klar: Alles hat den gleichen Ursprung, alle Lebewesen haben einen Wert, in allem ist Gott gegenwärtig. Der Mensch hat den urchristlichen Auftrag, die Welt zu gestalten und die Schöpfung zu bewahren. Dazu gehört auch der Schutz der Umwelt. Doch wie gehen wir mit der Natur um? Was können wir selbst tun, um die Erde nicht noch mehr zu belasten? Ein achtsamer Umgang mit der Natur ist auch Familiensache, in puncto Umweltbewusstsein sind Eltern für ihre Kinder die wichtigsten Vorbilder: Sie leben ihnen Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen vor und zeigen ihnen, wie sie auch morgen noch gut leben können.
Wir sind es fast schon gewohnt. Tag für Tag Katastrophenmeldungen: Hitzerekorde, Überschwemmungen, Plastikteppiche in den Meeren, Verschwendung der Ressourcen. Der Mensch betreibt aktuell den größten Raubbau in der Geschichte der Erde. Das tut er nicht erst seit gestern, aber die Folgen bekommen wir alle jetzt zu spüren. Verschmutzte Luft, Hunger und Trinkwassermangel, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, Massenmigration und politische Instabilität – all das ist menschengemacht. Der Mensch zerstört seine eigene Daseinsgrundlage. Und das Zeitfenster, um das Ruder herumzureißen, schließt sich.
Wer selbst Kinder hat, dem wird bei diesen Aussichten angst und bang. Dabei bezeichnet der Mensch sich selbst doch so gerne als »Krone der Schöpfung«. Doch gerade dieses egozentrische »Ich-zuerst«-Prinzip ist die Ursache von Zerstörung und selbstgemachtem Untergang. Lange Zeit hat der Mensch seinen narzisstischen Herrschaftsanspruch mit der biblischen Schöpfungsgeschichte begründet, wo ihm aufgetragen wird, sich »die Erde untertan« zu machen und über Fische, Vögel und alles Getier zu »herrschen« (1 Mose 1,28). Bibelwissenschaftlern zufolge wurde diese Passage fast immer fehlinterpretiert, ist sie doch alles andere als eine Aufforderung zu rücksichtsloser Ausbeutung.
Wer auch den Rest der Erzählung genau liest, erkennt unschwer, dass Gott der alleinige Ursprung und Herr über die Schöpfung ist und der Mensch zunächst einmal nur Mitgeschöpf und Teil der Schöpfung. Erst im zweiten Schritt wurde er als Ebenbild Gottes zum Verwalter und Statthalter Gottes in der Schöpfung eingesetzt. Das heißt: Er hat den Auftrag, Verantwortung für die Welt zu übernehmen, achtsam zu sein und seine Mitgeschöpfe zu schützen.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung ist also ein uralter christlicher Auftrag. »Die Berufung, Beschützer von Gottes Werk zu sein, praktisch umzusetzen, gehört wesentlich zum Leben nach dem Evangelium. Sie ist nichts Fakultatives. Sie ist kein sekundärer Aspekt christlichen Lebens«, bringt es der Theologe und Franziskanerpater Dr. Hermann Schalück auf den Punkt. Denn: »Der gesamte Kosmos hat nach der christlichen Überzeugung seinen Ursprung in Gott.«. Entsprechend voll ist die Bibel von Zeugnissen göttlicher Schöpferkraft: angefangen vom Alten Testament, das Gott als Urelement und Inbegriff allen Lebens schildert über Jesus Christus, den Gott »zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat« bis hin zum Geist Gottes, der über allem schwebt, den Kosmos durchwirkt und alles mit Leben erfüllt. [...]
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