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Titelthema
Meine Fragen des Lebens

Fragen, die uns das Leben stellt

Fragen, die uns das Leben stellt
In jungen Jahren, hat man noch viele Fragen. Doch die heutige Welt mit Pandemien und Kriegen stellt uns auch im Alter noch vor Fragen, auf die wir am Anfang noch keine Antwort haben.
Foto: iprogressman/iStock
Die Corona-Krise, der Klimawandel und jetzt der Krieg in der Ukraine haben unsere Sicherheit erschüttert. Alles ist auf einmal fraglich geworden. Wir hatten gedacht, wenn wir gesund leben, dann kann uns nichts passieren. Wir hatten gedacht, dass es in Europa künftig keine Kriege mehr geben wird. Und wir haben gedacht, dass wir mit unserer modernen Technik die Welt kontrollieren können. Doch das hat sich alles als Illusion erwiesen. Wir müssen uns verabschieden vom Gedanken der Machbarkeit und der Kontrollierbarkeit der Welt. Doch gerade in dieser unsicheren Situation suchen die Menschen Antworten auf die Fragen, die ihnen das Leben, so wie es sich heute darbietet, stellt. So möchte ich auf einige Fragen antworten. Antwort ist aber kein Patentrezept und auch kein Ratschlag. Wenn ich eine Antwort gebe, schaue ich in das Gesicht des anderen und sage nur das, was ich im Angesicht des anderen verantworten kann.

1
Wofür bin ich verantwortlich? Ich bin zunächst verantwortlich für mein Leben. Ich darf die Schuld an meinem Versagen nicht andern, den Eltern, der Erziehung in die Schuhe schieben. Ganz gleich wie meine Kindheit war, ich übernehme die Verantwortung für meine Lebensgeschichte und versuche sie so gut, wie es mir möglich ist, sie zu gestalten. Hans Jonas hat sein philosophisches Hauptwerk: „Verantwortung“ genannt. Und er meint, bei jeder Entscheidung, die wir treffen, sind wir verantwortlich für die Folgen, sowohl für die Folgen für uns selbst, für die anderen Menschen und für die Umwelt, die Schöpfung.

Doch ich erlebe immer wieder Menschen, die sich für alles verantwortlich fühlen. Damit übernehmen sie sich oft. Gerade der älteste Sohn oder die älteste Tochter in einer Familie leiden oft unter dem Druck, dass sie sich für alles verantwortlich fühlen. Und dann haben sie ständig Schuldgefühle, wenn in ihrer Umgebung etwas schiefläuft. Da ist wichtig, genau hinzuschauen, wofür ich wirklich verantwortlich bin und wofür nicht. Verantwortung heißt, dass ich dem Ruf Gottes antworte. Ich höre also auf das, was ich in mir als inneren Impuls spüre. Darin – so glaube ich – spricht mich Gott an. Und ich möchte mit meinem Leben auf diesen Ruf antworten.

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Wonach sehne ich mich? Wenn ich Menschen frage, wonach sie sich sehnen, so sagen sie meistens: nach Liebe, nach Glück, nach Erfolg, nach Geborgenheit. Doch keine Erfahrung von Geliebtwerden, kein Erfolg, keine Glückserfahrung wird meine Sehnsucht wirklich erfüllen. Meine Sehnsucht geht immer über die konkreten Wünsche hinaus. Letztlich zielt sie auf Gott. Und nur Gott allein kann meine Sehnsucht wirklich stillen.

Viele sehnen sich nach Glauben. Doch sie beklagen sich, dass sie nicht glauben können. Antoine de Saint-Exupéry, der französische Dichter, sagt: In der Sehnsucht nach Liebe ist schon Liebe. In der Sehnsucht nach Glaube ist schon Glaube. Die Sehnsucht ist die Spur, die Gott in mein Herz gegraben hat. In der Sehnsucht spüre ich also die Spur Gottes im eigenen Herzen.

Bei Kursen lasse ich manchmal zwei Menschen sich gegenüber sitzen. Der eine fragt fünf Minuten lang immer wieder: Was ist deine tiefste Sehnsucht? Der andere antwortet nicht, sondern versucht, dem nachzuspüren. Nach fünf Minuten spürt er, dass seine tiefste Sehnsucht nicht auf etwas Vordergründiges geht, sondern letztlich auf Gott, der allein unsere Sehnsucht zu stillen vermag. [...]
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