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Titelthema
Globale Gerechtigkeit

Woher kommt die Ungleichheit in der Welt?

Woher kommt die Ungleichheit in der Welt?
Der Planet Erde in unseren Händen: Kann es globale Gerechtigkeit geben?
Foto: woraput chawalitphon/iStock
Eine kleine Gruppe der reichsten Menschen besitzt ebenso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. In vielen Ländern arbeiten vor allem Frauen zu Hungerlöhnen und unter unmenschlichen Bedingungen, um Waren herzustellen, die andernorts wie Wegwerfartikel zu Spottpreisen gehandelt werden. Raubbau an Ressourcen zerstört Natur und Lebensräume, führt zu Kriegen und zwingt Menschen zur Flucht. Warum ist das so? Lässt sich die Ungleichheit in der Welt denn nicht in den Griff bekommen? Gerhard Kruip, Professor für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, forscht über Fragen der Gerechtigkeit unter dem Gesichtspunkt der Globalisierung, der Armutsbekämpfung sowie dem Umwelt- und Klimaschutz. Im Titelbeitrag widmet er sich der Frage: Kann es globale Gerechtigkeit geben? Kruip zeigt auf, warum es letztlich eine Schicksalsfrage ist, ob es gelingt, mehr Fairness in der Verteilung von Einkommen und Wohlstand zu erreichen und den Planeten Erde der nächsten Generation mindestens so intakt zu übergeben, wie die jetzige ihn übernommen hat.

Zu Weihnachten und zum Jahreswechsel sind in den Kirchen immer wieder Predigten zu hören, die zu mehr globaler Gerechtigkeit und zum Weltfrieden aufrufen. In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, dem 1. Januar 2019, hat Papst Franziskus dabei besonders die Politik aufgefordert, »gemeinsam für das Wohl der Menschheitsfamilie« zu arbeiten. Dabei sind wirklich alle Menschen auf der Welt gleichberechtigt zu berücksichtigen, jede Form von nationalistischem oder anderen Formen von Egoismus ist abzulehnen: Denn »wenn die Ausübung der politischen Macht einzig auf die Wahrung der Interessen bestimmter privilegierter Personen abzielt, wird die Zukunft beeinträchtigt«.

»Irgendein Land first« ist unchristlich


»America first« oder überhaupt »irgendein Land first« ist also absolut unchristlich. Der Papst spricht aber nicht nur die Politik an, sondern sieht jeden einzelnen Menschen in der Verantwortung: »Jeder kann mit seinem eigenen Stein einen Beitrag zum Bau des gemeinsamen Hauses erbringen. Echte Politik, die sich auf Recht und ehrlichen Dialog zwischen den Personen gründet, entsteht immer neu aus der Überzeugung heraus, dass mit jeder Frau, jedem Mann und jeder Generation die Hoffnung auf neue relationale, intellektuelle, kulturelle und spirituelle Möglichkeiten verbunden ist.« [...]
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