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archivierte Ausgabe 42/2022
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Titelthema |
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Schöpfung als Wegweiser |
Die Schöpfung als Wegweiser |
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Nach früher christlicher Überlieferung stehen das Kreuz Christi und der Lebensbaum im Paradies in Beziehung zueinander. Das wird bildlich in den sogenannten Lebensbaumkreuzen dargestellt. Der Bildhauer Wolfgang Eckert aus Furtwangen greift das Motiv des Lebensbaumes in Verbindung mit dem Kreuz mehrfach in seinen Werken auf, so wie zum Beispiel auf dem Friedhof in Furtwangen-Neukirch. Foto: Wolfgang Eckert |
Wie wollen wir leben, welchen Stellenwert messen wir der Umwelt und der Natur bei, was bedeutet Konsum für uns und vor allem: was macht das Leben wertvoll? Die Bibel fasst ihre Vorstellungen vom guten Leben in drei großen Visionen zusammen: Alle Menschen werden satt. Alle Völker schmieden ihre Schwerter zu Pflugscharen um und pilgern gemeinsam zum Zion. Alle Geschöpfe leben miteinander in Frieden. Der christliche Schöpfungsglaube bietet reichlich Impulse, sorgsamer mit der Natur und den nichtmenschlichen Lebewesen umzugehen. Aber lange wurde die Bibel mit der »falschen Brille« gelesen. Es waren säkulare Umweltgruppen, die das Thema an die Öffentlichkeit brachten und womöglich die Bibel früher und besser verstanden haben als die Kirche. So gesehen ist die Umweltkrise auch ein Aufruf an uns, die biblischen Texte noch einmal neu zu lesen.
Spätestens die Sturzflut in Braunsbach im Mai 2016 und die Flutkatastrophe im Ahrtal Mitte Juli im letzten Jahr hat uns vor Augen geführt, dass unser Leben nicht so gut ist, wie wir lange Zeit angenommen haben. Die menschengemachte Klimaerwärmung führt vielmehr zu gravierenden Zerstörungen und konfrontiert uns mit ungeahnten Risiken. Langanhaltende Dürreperioden mit Ernteausfällen und Waldbränden werden auch bei uns geläufig. Das Artensterben geht unvermindert weiter und lässt komplette Ökosysteme kollabieren. Mindestens jeder fünfte Mensch in Europa leidet unter Verkehrslärm und hat gesundheitliche Probleme. Und diese Liste ließe sich lange fortsetzen.
Die Umweltzerstörung schmälert die Lebensqualität ganz gewaltig, wird aber bisher nicht in Wohlstandsmessungen einbezogen. Noch immer messen wir den Wohlstand eindimensional am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – wohl wissend, dass das kein guter Indikator ist. Denn das BIP wächst auch nach einer Umweltkatastrophe, weil der Wiederaufbau die Wirtschaft ankurbelt und die Menge der mit Geld bezahlten Waren und Dienstleistungen wachsen lässt.
Wertet man die Glücksforschung der letzten Jahrzehnte aus, dann sind es über die Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse hinaus keine materiellen Faktoren, die die Menschen zufrieden machen. Vielmehr geht es um ideelle Werte: Gute Beziehungen im eigenen Lebensumfeld. Eine gerechte Gesellschaft ohne allzu große soziale Unterschiede und Unsicherheiten. Frieden im eigenen Land, aber auch im internationalen Kontext. Eine gesunde, vielfältige und gut erreichbare Umwelt. Ein vertrauenswürdiger und funktionierender Staat.
Die Bibel fasst ihre Vorstellungen vom guten Leben in drei großen Visionen zusammen: Alle Menschen, auch die ärmsten, werden satt (Jes 55; Mk 6). Alle Völker schmieden Pflugscharen aus Schwertern und Winzermesser aus Lanzen und pilgern gemeinsam zum Zion (Jes 2; Mi 4). Alle Geschöpfe leben miteinander in einem paradiesischen Frieden (Gen 1–2; Jes 11; Mk 1). Gerechtigkeit, Frieden und die Sorge um die Schöpfung, so hat man das in den 1980er-Jahren zusammengefasst. [...]
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