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Das Katholische Sonntagsblatt,
Magazin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen
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archivierte Ausgabe 42/2023
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Titelthema |
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Lohn des Verzichts |
Was brauche ich wirklich? |
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Reicht mir das? Das fragen wir uns beim Einkauf vermutlich viel zu häufig und später müssen verdorbene Lebensmittel weggeworfen werden. Wir wären überrascht, wie wenig uns manchmal für das Nötigste ausreicht. Foto: GMint/iStock |
Als die Energiepreise zu Beginn des Ukrainekriegs in abenteuerliche Höhen schossen, war das für alle Betroffenen – Haushalte ebenso wie Industrie und Dienstleistungsgewerbe – eine riesige Herausforderung. Staatliche Hilfen wurden gefordert und auch gegeben, besonders für die am schwersten belasteten Personen und Unternehmen. Nur sehr zaghaft, fast verschämt, tauchte auch das Thema »Verzicht« auf: weniger heizen, weniger Auto fahren und fliegen, weniger konsumieren. Doch trafen solche Vorschläge auf starken Widerspruch: Man lasse sich weder bevormunden noch die Freude am Leben verderben, so der Tenor.
Warum streben wir eigentlich so stark nach Konsum und Besitz? Welche Erfahrungen und Motivationen stehen hinter diesem so dominanten Trend der Gegenwart? Konsum bereitet, wo er noch im direkten Kontakt mit Verkäufern passiert, Freude an der Begegnung und am Miteinander-Beraten und -Verhandeln. Die französische Soziologie hat nachgewiesen, dass Kaufen und Verkaufen aus dem Schenken hervorgingen – und Schenken schafft Verbindung und Freundschaft. Auf orientalischen Basaren kann man das noch sehr unmittelbar erleben. Wichtig ist nicht, dass man etwas kauft, sondern dass man beim Tee zusammensitzt und verhandelt.
Neben diesem Beziehungsaspekt bedeutet Konsum vor allem die Freude am Neuen: Ein neues Kleidungsstück, ein neues Auto ist etwas Besonderes, eben weil es neu ist. Doch bereits nach wenigen Wochen lässt diese Freude stark nach, wie empirische Studien beweisen. Sie ist also nicht sehr dauerhaft, sondern höchst flüchtig. Der Besitz materieller Güter hingegen verleiht uns Ansehen, Macht und Sicherheit. Die Betonung liegt auf dem Begriff »verleihen«, der wörtlich zu verstehen ist. Ansehen ist eine sehr launische Sache: Was heute noch Bewunderung und Image bringt, ist morgen schon »out«. Für junge Menschen zum Beispiel ist das Auto kein Statussymbol mehr, ganz im Gegenteil, dafür zählt das neueste Handy sehr viel. Nach Ansehen zu streben heizt also das Wegwerfen ebenso an wie den Konsum. Macht aufgrund von Besitz ist da schon stabiler. Reiche haben mehr Macht als Arme. Aber wenn es die Armen allmählich zu etwas Wohlstand bringen, müssen die Reichen ihren Besitz immer weiter vergrößern, um ihre Macht nicht zu verlieren. Auch das Streben nach Macht fördert also einen stetig wachsenden Konsum.
Sicherheit, die dritte durch Besitz verliehene Dimension, ist ebenfalls sehr trügerisch. Für viele Menschen bedeutet eine eigene Immobilie vor allem Sicherheit, weil man vor steigenden Mieten keine Angst mehr haben muss. Aber wie schnell eine Immobilie zerstört sein kann, haben die Menschen im Ahrtal 2021 hautnah erlebt. Viel besser lassen sich Ansehen, Macht und Sicherheit erreichen, wenn Menschen miteinander teilen, Dinge gemeinsam nutzen und sich gegenseitig unterstützen. Mitglieder alternativer Wohnprojekte und Teilhabende an einer solidarischen Landwirtschaft genießen hohes Ansehen. Beteiligte an einem lokalen Carsharing verfügen über viel mehr verschiedene Fahrzeuge, um ihre Mobilitätsbedürfnisse zu verwirklichen, haben also mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Und wer in der Wohnung einer gemeinnützigen Genossenschaft wohnt, hat viel mehr Sicherheit als jeder private Hausbesitzer. [...]
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