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archivierte Ausgabe 43/2022
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Titelthema |
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Für Menschen da sein |
Einfach für die Menschen da sein |
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Julius Hilpert aus Althausen bei Bad Mergentheim: Es ist nicht nur sein Beruf, es ist seine Berufung: Julius Hilpert ist Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Station für innere Medizin im Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim. Foto: pm/Jansen |
Zuerst waren es Märtyrer, also Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind. Später waren es Einsiedler mit einem asketischen Lebensstil – sie alle wurden zu Heiligen ernannt. Wird genau hingeschaut, waren die meisten Heiligen zu Lebzeiten einfach nur für andere Menschen da, da ganz selbstverständlich. Die Menschennähe, die Mitmenschlichkeit, allgemein Werte, die in der christlichen Kultur der Nächstenliebe wurzeln, wurden damals wie auch heute noch gelebt. Besonders Menschen in sozialen Berufen, wie Pflegende oder Mediziner, leben diese christlichen Werte täglich in ihrem Beruf. Sie helfen kranken oder alten Menschen, sind einfach für sie da. Das Sonntagsblatt hat solche Leute nach ihren Beweggründen gefragt.
Noch heute feiern Katholikinnen und Katholiken eine soziale Tat, die schon viele Male immer am 11. November als Theaterstück aufgeführt wurde: Die Mantelteilung des heiligen Martin. Dabei war es nur eine kleine Geste für Martin von Tours: seinen eigenen Mantel zu teilen, um eine Hälfte einem frierenden Bettler zu geben. Heute ist er der Patron der Diözese. Einen anderen mitmenschlichen Akt feiern die Christen, indem sie am 6. Dezember Stiefel vor der Tür mit Süßigkeiten füllen und somit des heiligen Nikolaus gedenken. Einer Legende nach soll der Bischof Nikolaus von Myra nämlich Goldsäcke einer verarmten Familie vor die Tür gelegt haben, deren Töchter als Prostituierte arbeiten mussten. Die Berufung, als einfache Ordensschwester den Armen und Kranken zu helfen, hat auch Mutter Teresa zur Heiligen gemacht.
Keiner von ihnen hätte sich selbst zu Lebzeiten zu einem Heiligen ernannt. Schon Martin von Tours hat sich der Legende nach in einem Gänsestall versteckt um der Ernennung zum Bischof zu entgehen. Erst in späteren Jahrhunderten wurden diese Menschen, solche Personen wie Martin von Tours oder Nikolaus von Myra, heilig gesprochen. Was wir heute Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe nennen, war vor einigen Jahrhundert noch nicht so hoch angesehen wie heute. Es war ein Tabu, Aussätzigen, Bettlern und Kranken freiwillig zu helfen. Mit Mutter Teresa schien es sich erst zu ändern. Sie bekam für ihr außergewöhnliches Engagement viel Lob und Anerkennung und 1971 sogar den Friedensnobelpreis.
Heute sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft zu helfen. Ganze Berufsgruppen widmen sich im 21. Jahrhundert den alten, kranken oder armen Menschen in der Gesellschaft. Manch einer würde auch sie als heilig bezeichnen. Dabei sind Pfleger, Ärzte oder Notfallsanitäter, genau wie Martin, Nikolaus und Teresa, nur ganz normale Menschen, für die es einfach wichtig ist, anderen zu helfen. Hinter den sozialen Taten der Heiligen im Christentum stand nie die Aussicht auf Verehrung. Sie haben einfach nur das getan, was sie für richtig gehalten haben. Auch die Menschen in sozialen Berufen, für die die fünf Menschen auf den folgenden Seiten stehen, würden sich nicht als Heilige bezeichnen. Statt den Mantel zu teilen, nimmt sich die Palliativärztin extra Zeit für ihre Patienten. Keine Goldsäcke, aber Erste Hilfe schenkt der Notfallsanitäter den Menschen, die ihn gerufen haben. Und um sich berufen zu fühlen, Kranke zu unterstützen, muss niemand unbedingt einem Orden angehören, es reicht aus, Krankenpfleger zu werden. [...]
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