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archivierte Ausgabe 44/2013
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Titelthema |
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Grauzone Hirntod |
Wann ist der Mensch wirklich tot? |
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Foto: Ocean/Corbis |
Menschliches Leben beginnt mit der Verschmelzung von Ei und Samenzelle. Das ist klar. Aber wann ist es zu Ende? Wann ist der Mensch tot? Was hat es mit dem »Hirntodkriterium« auf sich, das den Startschuss bildet für die Entnahme von Organen bei Organspendern? Unkenntnis und Unbehagen prägen die Wahrnehmung von einem sensiblen Thema, das nicht erst seit dem Transplantationsskandal im vorigen Jahr für Furore sorgt – und dennoch mit Tabus behaftet ist. Lässt sich der Tod tatsächlich naturwissenschaftlich bestimmen? Der renommierte Medizinethiker Professor Giovanni Maio zeigt in unserer Titelgeschichte, dass das Thema Tod und Organspende nicht nur ein medizinisches ist, das in Gesetzesform gegossen und mit moralischen Appellen flankiert wird. Es greift tiefer. Es betrifft die Frage nach dem »Wie« des eigenen Sterbens, letztlich die Frage nach dem ganz persönlichen Menschenbild. Maio erklärt, warum es keine soziale Erwartung einer Organspende geben darf.
Wir brauchen Organe und kein Misstrauen«, so titelte das Baden-Württembergische Ärzteblatt im August 2013. Und doch ist dieser Satz widersinnig. Ein Mensch, der einem anderen Menschen sagt: »Ich brauche dein Organ«, wird kaum Vertrauen einflößen können; eher wird er verunsichern oder gar befremden. Ein moralisierender Appell zur Spende signalisiert, dass man ein schlechtes Gewissen bekommen soll, wenn man nicht spendet. Der moralische Appell nimmt bereits vorweg, welche Entscheidung die »richtige« ist. Durch eine derart suggerierte Eindeutigkeit fühlt sich der ohnehin verunsicherte Mensch erst recht unwohl und unter Druck gesetzt. Die Vorführung von Menschen, denen es schlecht geht und denen mit einer Spende geholfen werden kann, erzeugt zwar Betroffenheit, kann aber den inneren Konflikt nicht auflösen und führt allenfalls zu einer »Übertölpelung«, nicht aber zu einer innerlich gereiften Entscheidung. [...]
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