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archivierte Ausgabe 48/2022
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Titelthema |
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Ruhe finden |
Wie kann ich Ruhe finden? |
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Ein tiefer Atemzug, die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen, eine heiße Tasse Kaffee oder Tee in der Hand: Die Momente, in denen jeder Einzelne zur Ruhe kommen kann, sind unterschiedlich – aber sehr wichtig. Foto: Halfpoint/iStock |
Mit dem ersten Advent fängt die besinnlichste, aber meist auch die stressigste Zeit des Jahres an. Weihnachtsfeiern mit den Kollegen, Adventstreffen bei der Familie und Glühweinabende mit Freunden füllen die Kalender im Dezember. Besinnlich und ruhig scheint hier maximal der Kerzenschein des Adventskranzes zu sein. In unserer heutigen Gesellschaft ist es nicht einfach geworden, ruhige Momente in den Alltag zu integrieren. Jeder ist immer ständig auf Achse. Dabei tut es nicht nur dem Körper und dem Geist, sondern auch der Seele gut, einmal inne zu halten, still zu werden und in sich zu gehen. Aber wie schafft es ein ärztlicher Direktor, zwischen Patientenbesuchen und OPs in sich zu gehen? Welche Ruheinseln hat eine Bischofsreferentin? Und wie füllt ein Landwirt nicht nur die Futtertröge seiner Tiere, sondern auch seine inneren Tanks auf?
In weniger als vier Wochen ist Weihnachten. Dieser Satz löst bei vielen schon wieder Stress aus. Das Gedankenkarussell beginnt: Ich muss langsam Geschenke besorgen. Das Menü für die Festtage steht noch nicht. An jedem der nächsten Wochenenden im Kalender steht eine Weihnachtsfeier drin. Sie ist jedes Jahr aufs Neue paradox, diese Advents- und Weihnachtszeit.
Für Christinnen und Christen beginnt mit dem ersten Advent die Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes. Eigentlich eine Zeit des Fastens und der Besinnung. Somit eine Zeit, um sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren. Zu sich zu kommen. Still zu werden.
Auf der anderen Seite suggerieren die Werbetreibenden, dass noch größere Geschenke besorgt, noch besseres Essen gekocht und noch tollere Events besucht werden sollen. Auch der Zeitpunkt vom deutschen Weihnachtsfest am Ende eines Jahres scheint nicht der optimalste zu sein. Schließlich wollen alle in vier Wochen noch schnell das erledigen, wofür sonst unterm Jahr irgendwie keine Zeit war: Freunde treffen, die man nur einmal im Jahr sieht, große Familientreffen mit den Verwandten, die weiter weg wohnen, Betriebsfeiern mit allen Kolleginnen und Kollegen.
Dabei scheint eigentlich auch die Jahreszeit ideal zu sein, um zur Ruhe zu kommen. Die Kälte treibt einen schnell nach drinnen. Und wenn es einen doch nach draußen zieht, dann lässt einen dick eingepackt die kalte Winterluft automatisch tiefer einatmen und ruhiger werden. Auch die Lichterketten und Kerzen, die durch das frühe Dunkelwerden wieder hervorgeholt werden, verbreiten mit ihrem warmen Licht eine besinnliche Atmosphäre.
Sind dies trotz allem nicht alles nur Ausreden und geschönte Vorstellungen? Denn wirklich zur Ruhe zu kommen, still zu werden, um mit sich oder mit Gott in Beziehung zu treten, tut keiner – oder die Wenigsten. Dabei kann jeder lernen, still zu werden, sagt Kirstin Kruger-Weiß vom Spirituellen Zentrum »station s« in Stuttgart. Die Pastoralreferentin ist dort im Leitungsteam und geistliche Begleiterin. »Für mich ist Ruhe negativ konnotiert. Der bessere Begriff ist die Stille. Und die ist mehr als nur die Abwesenheit von Lärm. Stille meint alles, was uns Zugang zur inneren Quelle ermöglicht, zur Konzentration auf die Mitte; es ist ein zu sich finden, Kraft tanken, sich verbinden mit Gott und der Welt.« [...]
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