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Sakrales Tanzen ist ein heilsames Gebet

Sakrales Tanzen ist ein heilsames Gebet
»O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen!« Nach dem Motto des Kirchenvaters Augustinus leitet Hildegard Frank immer am zweiten Montag im Monat den meditativen Tanz im Gemeindesaal St. Maria in Hohentengen.
Foto: Warnack
Der eine betet, um Gott nahe zu sein, die andere singt, die nächsten meditieren. Hildegard Frank tanzt. 1990 hat sie den sakralen Tanz als ihre Ausdrucksform für den Glauben gefunden und bietet meditativen Kreistanz in ihrer Kirchengemeinde in Hohentengen an. Das ist für sie mehr als Bewegung, es ist Gebet und tut gut: »Tanzen heilt«, ist sie überzeugt.

In Hohentengen lädt Hildegard Frank einmal im Monat zum meditativen Tanz ein. Bis zu 30 Personen kommen dann in den Gemeindesaal, im Alter zwischen 30 und 80 Jahren; zumeist Frauen, nur ein paar Männer lassen sich auch dafür begeistern. Die meisten stammten vom Ort, aber auch aus Illmensee oder Ehingen machen sich Frauen und Männer auf den Weg ins Dekanat Saulgau.

Im Zentrum des Saals gestaltet Hildegard Frank eine Mitte, die zum jeweiligen Thema eines Abends passt. »Pace e Bene« hat sie dieses Mal ausgewählt – Frieden und Gutes. Dazu sucht sie passende Texte, Lieder und Tänze aus. Im Kreis wird um die Mitte getanzt. Die Teilnehmerinnen lernen Schritt für Schritt, bewegen sich im Rhythmus und lassen sich zur Musik fallen. Wer mag, fasst sich an den Händen. »Es ist einfach eine schöne Atmosphäre«, beschreibt die Leiterin; eine Gemeinschaft, die trägt.

Und der meditative Tanz tut gut – Seele und Körper. Das melden ihre Mittänzerinnen und -tänzer zurück. Durch die Musik, durch die Konzentration auf den Bewegungsablauf können sie Belastendes ausblenden und loslassen. Man könne Sorgen zwar nicht wegtanzen, sich aber davon freitanzen. Und nach den 90 Minuten fühlen sich die Teilnehmerinnen besser. »Sakrales Tanzen ist heilsam«, ist Hildegard Frank überzeugt. Und das meint sie ganz wörtlich. Auch ihr hat der sakrale Tanz schon bei der Genesung nach einer schweren Krankheit geholfen.

Doch der Tanz hat auch noch die spirituelle Dimension: Er ist Gotteslob. Dem heiligen Augustinus wird der Satz zugeschrieben: »Wer singt, betet doppelt«; Hildegard Frank ergänzt mit einem Lächeln: »Und wer springt, betet dreifach.« Der Gottesbezug macht den Unterschied zum normalen Tanz. Der gemeinsame Kreistanz ist Gebet, in das Anliegen von Menschen aufgenommen werden: »Wir tanzen für den Frieden oder für die Kranken«, nennt sie Beispiele. Die Musik ist dabei ein ganz wichtiges Hilfsmittel, weil sie die Seele berührt: »So kann man mit dem Herrgott unterwegs sein.«

Über eine Ordensschwester hat die Frau aus Hohentengen-Bremena 1990 diese Form des Gebets kennengelernt. Und sie hat schnell gespürt, dass die Verbindung aus Musik, Glauben und Bewegung ihre Ausdrucksform ist. Hildegard Frank hat Seminare und Wochenendkurse besucht und an etlichen Fortbildungen teilgenommen. Über viele Jahre hat sie Tanzwochen enden in verschiedenen Klöstern der Diözese angeboten. Mit vielen Teilnehmerinnen steht sie noch immer in Verbindung. Seit 24 Jahren leitet sie den Tanzkreis in Hohentengen und zudem auch einen Kreis in Mengen.

Wer sich das sakrale Tanzen als ausschließlich ruhige und ernste Veranstaltung vorstellt, liegt falsch. »Wir lachen viel«, erzählt Frank. Dazu trägt auch die Musikauswahl bei. Denn die Gruppe bewegt sich nicht nur zu kirchlicher Musik, man tanzt auch zu Folklore oder zu fröhlichen Liedern. Alles ganz kunterbunt. Rund 300 CDs hat sich Hildegard Frank im Laufe der Jahre angeschafft, sodass ihr eine breite Musikauswahl zur Verfügung steht. Dazu stehen im Regal rund 30 Ordner mit Texten zu unterschiedlichsten Themen – Frieden, Glauben, Hoffnung, Liebe oder Weihnachten. Ein großes Archiv hat sie sich aufgebaut, auf das sie für ihre Abende zurückgreifen kann. [...]
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