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Glaubensland
Kränkungen überwinden (2): Den anderen im neuen Licht sehen

Wollte mich da wirklich jemand verletzen, oder …

Wollte mich da wirklich jemand verletzen, oder …
Schauen Sie noch mal mit Abstand auf die kränkende Situation: Je besser Sie die Umstände und Motive verstehen, umso eher sind Sie bereit, nicht mehr nachtragend zu sein.
Foto: clipdealer
Verletzt zu werden tut weh. Im Schmerz einer Kränkung neigen wir oft zu einseitigen Deutungen, etwa: »Ich habe an allem Schuld!« Oder: »Der andere ist das schwarze Schaf und ich bin das arme Unschuldslamm.« Der Weg der inneren Aussöhnung möchte aus einem solchen Schwarz-Weiß-Denken herausführen und zu eine realistischeren Sicht von sich und dem anderen führen.

Wenn jeder von jedem alles wüsste, würde jeder jedem gerne verzeihen. Diese markante Aussage von Rabindranath Tagore findet in ihrer Totalität sicher nicht den Zuspruch aller. Doch sie macht auf einen entscheidenden Gesichtspunkt aufmerksam: Menschen haben meistens Gründe für ihr Handeln. Je besser ich die Umstände und Motive verstehe, die einen anderen zu seinem verletzenden Verhalten geführt haben, umso eher werde ich ins Auge fassen, ihm die Sache nicht mehr nachzutragen.

Um Missverständnisse zu vermeiden, sei betont: Vergeben darf nicht mit Dulden oder Entschuldigen verwechselt werden! Wenn ich die Beweggründe eines anderen nachvollziehen kann, heißt dies weder, dass ich diese damit auch rechtfertige, noch dass ich das Verhalten entschuldige oder dulde. Wohl aber können durch die Perspektivenerweiterung Empfindungen wie Groll oder Verachtung langsam abflachen. Mein Blick auf den Übeltäter wird verständnisvoller und ich bin eher bereit, die Sache »gut sein« zu lassen. [...]
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