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Beten vor der Ikone, die Christus (re.) und Abt Menas zeigt: Der Abt verweist auf Christus, der ihn freundschaftlich begleitet. Wie der Gottessohn wollen Mönche auf Erden im Licht jener Sonne leben, die jenseits der Sonne und heller als diese leuchtet. Foto: KNA |
Der Mönchsvater Antonius von Ägypten (251–356) gilt als der erste berühmte Aussteiger in der christlichen Geschichte. Der Bauernsohn verliert 20-jährig seine Eltern und tritt ihr Erbe an. Mit seinem Bauerngut kann er sorglos leben. Doch eines Tages hört Antonius einen Evangelientext, der ihm keine Ruhe mehr lässt und der sein Leben grundlegend verändern wird: Ein reicher Mann fragt Jesus, wie er »unendliches Leben« gewinnen könne. Jesus erinnert ihn an die Weisungen, die Gott Israel mit ins Land der Freiheit gegeben hat. Fasst man die mosaischen Gebote »Du sollst nicht …« in Ermutigungen, besagen sie in heutiger Sprache: »Achte das Leben, trage Beziehungen Sorge, respektiere Eigentum, gehe achtsam mit der Wahrheit um, wende nie Gewalt an und verbinde Generationen.«
Es sind wichtige Grundlagen gemeinsamen Lebens! Doch dem reichen Mann reicht das nicht. Es bleibt Durst nach mehr! »Jesus schaut ihn an, gewinnt ihn lieb« und erkennt den Grund der Unruhe: Dem Mann fehlt Freiheit! Egozentrisch und auf Materielles fixiert, hört dieser folgenden Rat: »Trenne dich von dem, was dich besetzt und besitzt, trete in Beziehung zu Habenichtsen, gewinne Schätze bei Gott – und dann folge mir« mit freien Händen, wachen Augen und mutigen Füßen! (vgl. Mk 10,17–22). Antonius setzt den Rat an den reichen Mann um, verschenkt sein Bauerngut und zieht in eine leere Grabhöhle am Dorfrand. Als der radikale Asket dort zunehmend von Besuchern belagert wird, wechselt er in eine verlassene Wüstenfestung. Jahrelang in stiller Einsamkeit auf sich selbst gestellt, führt die Sonne jenseits der Sonne ihn zu einer Menschenkenntnis, die wieder Scharen von Ratsuchenden anzieht. So wechselt Antonius erneut und zieht in eine Berghöhle am Roten Meer. Dort sammeln sich Schüler, die ihn vor Neugierigen schützen, und er lehrt sie einen inneren Reichtum, dem als äußere Nahrung wie den Beduinen Datteln und Wasser genügen. [...]
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