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archivierte Ausgabe 13/2015
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Zur Bedeutung der Fußwaschung an Gründonnerstag |
Zeichen dienender Liebe |
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Liebesdienst: Papst Franziskus besucht an Gründonnerstag ein Gefängnis, um Insassen die Füße zu waschen.
Foto: KNA |
Der Papst macht’s, das greise Kindermädchen von Odysseus hat’s getan und Bayernkönig Maximilian I. auch: fremde Füße waschen. In Rom gürtet sich der Papst traditionell zu Gründonnerstag mit einer Schürze, benetzt und trocknet die Füße von zwölf Personen. Früher waren es meist ältere Kleriker. Papst Franziskus setzte seit seinem Amtsantritt im Vatikan neue Maßstäbe, als er diesen Dienst an Insassen eines römischen Jugendgefängnisses vollzog, darunter eine junge Muslimin. Auch in diesem Jahr erfolgt die traditionelle Fußwaschung des Papstes am Gründonnerstag in einem römischen Gefängnis. Vorbild ist eine Liebesgeste Jesu an seinen Jüngern im Abendmahlssaal. Doch die Wurzeln dieses Rituals reichen weiter zurück.
Die erste Fußwaschung von Weltrang überliefert Homer: Odysseus kehrt nach 20 Jahren Krieg und Irrfahrt als Bettler getarnt in sein Haus zurück, das prassende Freier belagern. Gattin Penelope trägt der alten Dienerin Eurykleia auf, dem Fremden die Füße zu waschen, und sie erkennt an einer Narbe ihren ehemals jungen Herrn. Die Rache an den Freiern nimmt ihren Gang, alles wird gut.
Füße waschen war in der Antike Sklavensache. Roms Kaiser Caligula gab seiner Verachtung für die Senatoren dadurch Ausdruck, dass er die Würdenträger mit Schürzchen und Handtuch zu Tisch bat. Weniger gehässig, aber ebenfalls als Zeichen der Geringachtung heißt es in den Psalmen, dass Gott das verfeindete Nachbarland Israels zum »Waschbecken für seine Füße« macht.
Auch das Handeln Jesu an seinen Jüngern war in dem Sinn Sklavendienst und Ehrfurchtserweis. Daher die bestürzte Abwehr des Petrus: »Niemals sollst du mir die Füße waschen!« Der Evangelist Johannes, der diese Episode als einziger überliefert, erzählt die Begebenheit an der Stelle, an der die anderen drei Evangelien die Einsetzung des Abendmahls berichten. Das ist ein Schlüssel zur Deutung: Die Fußwaschung symbolisiert die gleiche dienende Liebe Jesu wie die zeichenhafte Selbsthingabe in Brot und Wein. Trotzdem rätselten Theologen lange Zeit, welche Lehren daraus zu ziehen seien. [...]
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