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Glaubensland
Kränkungen überwinden (5): Berührbar bleiben

Die eigene Verletzbarkeit und Schwäche annehmen

Die eigene Verletzbarkeit und Schwäche annehmen
Das Leben nötigt uns zu lernen, mit Niederlagen und Verwundungen umzugehen und sie anzunehmen. Dies gelingt in dem Maß, in dem wir uns angenommen wissen. Dann kann auch aus Verletzungen neues Vertrauen wachsen.
Foto: Barbara-M. Damrau/fotolia.de
»Erfolg ist alles! Bring deine Stärken ins Spiel und zeig ja keine Blöße!« Dieses Bewusstsein prägt nicht erst die gesellschaftliche Atmosphäre unserer Tage. Es ist vielmehr ein uralter Traum, unverwundbar zu sein. Zahlreiche Mythen und Märchen handeln von Siegertypen und unschlagbaren Helden.

Die Nibelungensage erzählt von Siegfried, dem Sohn eines mächtigen Königs, der schön, kraftvoll und mutig war. Ein Kampf mit einem bedrohlichen Drachen sollte ihn tödlich zu Fall bringen. Doch Siegfried verwandelte das, was ihn vernichten sollte, in einen Sieg: Er erschlug den Lindwurm und badete in seinem Blut. Dadurch wurde seine Haut zu festem Horn, das von keiner Lanze mehr durchdrungen werden konnte. Siegfried war – bis auf eine Stelle, die ihm später zum Verhängnis werden sollte – unverwundbar geworden und gewann alle Kämpfe. Ein Traum von einem Menschen!

Den Menschen Jesus schützt keine Drachenhaut, sondern er hat den Mut, seine Haut zu Markte zu tragen. Er ist berührbar und damit auch verwundbar. Er schlägt seine Gegner nicht zu Boden, sondern hebt die Logik von oben und unten, von Sieger und Besiegten auf. Nicht die Unverwundbarkeit, sondern seine Liebesfähigkeit ist die Signatur seiner Menschlichkeit. Ein Traum von einem Menschen!

Unbeirrbar bleibt Jesus sich selbst treu: Trotz größter Bemühungen muss er enttäuscht erleben, dass seine Zeitgenossen sich nicht zur Freundschaft mit Gott einladen lassen, sondern seine Botschaft ablehnen. Mit seinen Jüngern feiert er ein Abschiedsmahl, und wenig später schon wird er vor Gericht gestellt und zum Tod verurteilt. Doch selbst in dieser Situation lässt er sich nicht in die Spirale des Hasses hineinziehen, sondern bleibt der Achtung, die er gegenüber allen Menschen gepredigt hat, treu bis zuletzt. Er leistet dem Hass Widerstand, ohne selbst zu einem hassenden Menschen zu werden. Er hält die Wucht des Schlages aus, ohne an einen Gegenschlag zu denken. Damit eröffnet er einen Weg, der aus der Endlosschleife von Gewalt und Gegengewalt herausführt.  [...]
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