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Glaubensland
SUCHTERKRANKUNG

»Ich bin noch nicht so weit, über seine Sucht zu reden«

»Ich bin noch nicht so weit, über seine Sucht zu reden«
Eine Alkoholabhängigkeit prägt nicht nur das Leben des Suchtkranken, sondern auch das seiner Familie. Vor allem für Kinder können Erfahrungen mit einem abhängigen Elternteil traumatisch sein.
Foto: shironosov/iStock
Sucht ist ein Thema, das viele Menschen betrifft. In Deutschland nimmt die Alkoholabhängigkeit den größten Raum ein – rund 2,65 Millionen Männer und Frauen haben damit zu kämpfen. Ihre Sucht wirkt sich dabei nicht nur auf sie selbst, sondern auf ihr ganzes Umfeld aus. In den psychologischen Beratungsstellen der Caritas finden Suchtkranke, aber auch ihre Angehörigen wertvolle Anlaufstellen. So wie in Ulm.

Helga Krämer (Name geändert) kennt die Facetten der Alkoholsucht zur Genüge. Obwohl die 65-Jährige aus dem Raum Ulm nie selbst Probleme damit hatte, hat sie es mehrfach miterlebt: Ihr Vater, ihr erster und auch ihr zweiter Ehemann waren und sind alkoholkrank. »Für mich war es normal, dass alle getrunken haben«, erklärt sie. »Das habe ich nie infrage gestellt. Dass mein Vater abhängig war und ich zweimal Alkoholiker geheiratet habe, ist mir erst viel später bewusst geworden. « Die Frau mit den kurzen grauen Haaren schüttelt den Kopf: »Warum nur?«

»Das ist ganz menschlich«, erklärt Carina Mall, die die psychosoziale Beratungsstelle der Caritas für suchtkranke Menschen und deren Angehörige in Ulm leitet. »Viele Kinder, die aus suchtbelasteten Elternhäusern kommen, leben später mit einem süchtigen Lebenspartner zusammen – das liegt daran, dass wir Menschen uns in dem, was wir kennen, sicher fühlen. Etwa ein Drittel der Kinder werden im Erwachsenenalter selbst abhängig, ein Drittel entwickelt eine psychische oder soziale Störung und nur ein Drittel«, so die Sozialarbeiterin, »kommt unbeschadet aus dieser Kindheitserfahrung heraus.«

Helga Krämer hat jahrzehntelang gelitten, und als ihr zweiter Mann endlich eine Therapie gemacht hat, hat sie sich zu Hause versteckt, um im Dorf nicht danach gefragt zu werden, wo er sei. »Suchtkranke kriegen alle Hilfen«, so ihre Erfahrung, »doch die Angehörigen fallen hinten runter.« Ihren ersten Mann hat sie mit der gemeinsamen Tochter verlassen, ihr zweiter Mann entschied sich eines Tages für eine Therapie. »Eigentlich hätte damit alles gut sein müssen, aber in dem Moment bin ich erst recht in ein Loch gefallen «, so Helga Krämer. [...]
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