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archivierte Ausgabe 2/2023
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»Die Zeit für Reformen in der Kirche ist jetzt« |
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Bernd Herbinger (li.) und Ulrich Kloos sind Dekane, der eine in Friedrichshafen, der andere in Ulm. Beide Priester wünschen sich Veränderungen in ihrer Kirche, damit sie mehr Zeit für die Katholiken und für die Seelsorge haben. Weil der direkte Kontakt zu den Menschen auch für sie eine große Bestärkung ist. Foto: Dach |
Steigende Austrittszahlen, schwierige Reformen, der Missbrauch und die vielfältigen Anforderungen an ihre Person machen den Priestern in der Diözese zu schaffen. Ulrich Kloos ist Dekan in Ulm, Bernd Herbinger in Friedrichshafen. Beide kennen den komplexen Alltag als Priester, die Momente, in denen alles zu viel wird und die Seelsorge zu kurz kommt. Sie würden gerne Strukturen verändern und die Gemeindeleitung in mehrere Hände legen.
Ulrich Kloos und Bernd Herbinger haben viele Gemeinsamkeiten. Beide haben in Tübingen und Rom Theologie studiert, wurden 1997 und 1996 zu Priestern geweiht und sind Dekane: der eine in Ulm, der andere in Friedrichshafen. Beide lieben ihren Beruf und haben ihre Entscheidung fürs Priesteramt nie bereut, weil sie sich hier an der richtigen Stelle fühlen. »Ich bin in Ulm das Gesicht der Kirche zur Stadt und zur Gesellschaft. Das gefällt mir sehr gut«, sagt Ulrich Kloos, der seit 2014 in der Donaustadt lebt. »Jesus sagt, ich bin die Tür« – dieses Bild prägt den 54-Jährigen, der aus Altmannshofen bei Leutkirch kommt und seine Berufung zu Abiturzeiten gespürt hat.
Bernd Herbinger stammt aus Hüttlingen nahe Aalen: »Ich habe schon bei meiner Firmung daran gedacht, Priester zu werden.« In kirchenpolitisch damals schon spannenden Zeiten spürte er seine Berufung auf dem Hintergrund der einsetzenden Krise. »Ich hatte das Gefühl, dass es zu wenige Priester gibt und habe mich von Gott persönlich angesprochen gefühlt«, erklärt der 53-Jährige. Vor Friedrichshafen war er Vikar und Pfarrer in Schwäbisch Gmünd. Danach verließ er den diözesanen Dienst. »Trotz meiner Beurlaubung hätte ich nie damit gerechnet, dass ich zurückkomme«, gibt er zu.
Bernd Herbinger zog nach Frankfurt. Hier studierte und arbeitete er bei der Deutschen Bundesbank. Sechs Jahre lebte er in Hessen, dann folgte er erneut seiner ursprünglichen und auch neuen Berufung. In Friedrichshafen ist er als Pfarrer für vier Gemeinden und knapp 10 000 Katholiken zuständig. Als Vorsitzender der Gesamtkirchengemeinde ist er für siebzehn Kindergärten mit über tausend Kindern verantwortlich.
Sein Kollege Ulrich Kloos betreut im Dekanat Ehingen-Ulm mit drei Kollegen und einem Dekanatsreferenten 21 Seelsorgeeinheiten mit 89 Kirchengemeinden. »Ich bin froh, dass gerade viele Stellen besetzt sind«, bemerkt er, »denn die Strecken im Dekanat sind weit.« Der Kalender des 54-Jährigen ist voll und trotzdem kommt immer noch etwas oben drauf: »Eines Tages ging nichts mehr. Ich bin psychisch zusammengebrochen «, erzählt er. [...]
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