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Glaubensland
Kraft der Tränen (3): Freudentränen

Echte Freude – »nun atmet mein Dank so tief«

Echte Freude – »nun atmet mein Dank so tief«
Tränen der Freude und Erleichterung: Der lang ersehnte Brief ist da, alles wird wieder gut.
Foto: Fotosmurf03/iStock
Was verbinden wir mit dem Wort »Tränen«? Meist denkt man an Trauer – doch das Erstaunliche ist: Wir weinen auch, wenn wir die entgegengesetzte Empfindung haben! Wenn wir nicht leiden, sondern jubeln vor Glück. Oh ja – wer je einen Menschen nach langer Abwesenheit wieder in die Arme geschlossen hat, der weiß: Da fließen Freudentränen! Und wer Sportwettkämpfe oder eine Preisverleihung anschaut, für den sind die rührendsten Momente die Tränen der Auserwählten, der Sieger.

Was aber ist die Besonderheit jener Glückseligkeit, die uns zu Tränen bewegt? Dass dem Glück fast immer eine große Anspannung vorausgeht. Sie kann sich in brennender Sehnsucht, aber auch in höchster Sorge und Angst äußern. Erinnern wir uns nicht alle an Situationen, in denen wir bang einem Ergebnis entgegenfieberten, sei es bei einem Test oder Wettbewerb, einer Bewerbung oder einer Prüfung. Diese inständige Hoffnung, zu gewinnen statt zu verlieren, zu bestehen statt durchzufallen, Entwarnung zu bekommen statt einer Hiobsbotschaft – sie gehört zu den intensivsten Lebenserfahrungen.

Die tiefe Erleichterung, die der Anspannung folgt, ist mit jubelnder oder stiller Freude, oft auch mit spontaner Dankbarkeit verbunden. Wunderbar hat Joachim Ringelnatz diese Erfahrung in ein Gedicht gegossen: »Ich habe gebangt um dich. Ich wäre so gern für dich / gegangen. Du hättest im gleichen Bangen / Dann gewartet auf mich. Ich hörte nicht mehr / und ich sah auch nicht. / Ein Garnichts floh vor mir her, / gefrorenes Licht. Nun atmet mein Dank so tief, / und die Welt blüht im Zimmer. / Dass alles so gnädig verlief, / vergessen wir’s nimmer!« Wir erfahren nicht, was der Anlass seines Bangens war, doch Ringelnatz lässt uns daran teilhaben, wie schwer ihm die Zeit des Wartens fiel. Der Höhepunkt des Gedichts kommt am Schluss: »Nun atmet mein Dank so tief« – das ist ein wichtiger Hinweis: Echte Freude enthält immer auch »einen Schuss« Dankbarkeit. [...]
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