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Glaubensland
BLUTRITT

»Wo die Seele schwingt«

»Wo die Seele schwingt«
Der Heilig-Blut-Reiter Dekan Ekkehard Schmid auf seinem Schimmel hält die Heilig-Blut-Reliquie während des gesamten Ritts in der Hand.
Foto: Kästle
Fast 2000 Reiter hoch zu Ross zogen auch in diesem Jahr am Blutfreitag wieder durch die Straßen und auf die Felder von Weingarten, wo zahlreiche Christinnen und Christen ihren Glauben bekennen und den Segen der Heilig-Blut-Reliquie erwarteten. Bischof Michael Gerber aus Fulda und Bundesagrarminister Cem Özdemir waren als Ehrengäste mit dabei.

Der äußere Klosterhof ist voll mit Menschen aus allen Altersgruppen. Musik schallt durch die Straßen und vermischt sich mit dem Stimmengewirr der Leute. Für Robert Schön hat die Einstimmung auf den diesjährigen Blutfreitag in Weingarten schon einen Tag zuvor, an Christi Himmelfahrt, begonnen. Gemeinsam mit seinen Reiterkameraden von der Blutreitergruppe St. Christina aus Ravensburg hat er die Pferde für ihren Einsatz vorbereitet. Am Blutfreitag sind sie dann früh am Morgen geschlossen von Ravensburg nach Weingarten geritten.

Pünktlich um sieben Uhr findet dort auf dem Vorplatz der Basilika St. Martin die Übergabe der Heilig-Blut-Reliquie an den Heilig-Blut-Reiter statt und läutet die europaweit einzigartige Reiterprozession ein. Über drei Stunden lang und zehn Kilometer weit trägt Blutreiter und Basilika-Pfarrer Ekkehard Schmid jedes Jahr das Requiliar am Rathaus vorbei durch die ganze Stadt und die angrenzenden Fluren.

In seinem Gefolge befinden sich rund 1800 Blutreiterinnen und Blutreiter aus der ganzen Region, unter ihnen auch Robert Schön. »Der Blutritt ist mir wichtig, weil ich durch ihn meinen Glauben lebe und teile«, sagt der 29-Jährige. Für ihn ist vor allem die Gemeinschaft mit den anderen Reitern aus seiner Gruppe ganz wertvoll: »Das Gebet im Stillen auf den Feldern unter den Blutreiterkameraden sticht besonders hervor. Dabei gehen wir in uns, beten gemeinsam und teilen Sorgen und Wünsche. Für mich als Reiter stellt auch das Zusammenspiel zwischen Pferd und Mensch eine ganz besondere Form der Prozession dar.«

Um die 25 000 Zuschauer, bestehend aus Pilgern, Touristen und Einheimischen, säumen den Wegesrand und bitten um den Segen Gottes für sich und ihre Familien. Simon Vaas (29) aus Tübingen und Hans-Christian Richter (31) aus Unterschneidheim in Aalen kommen seit mehreren Jahren zusammen mit ihren Freunden zum Blutritt nach Weingarten. »Diese Tradition verbindet uns im Glauben. Gleichzeitig ist der Blutritt für uns eine tolle Gelegenheit, uns endlich mal wieder alle zu treffen«, erzählt Simon Vaas.

Schon am Vorabend haben die beiden an der Lichterprozession auf den Kreuzberg teilgenommen. »Dabei ist die ganze Stadt in Lichter gehüllt. Etwas Vergleichbares gibt es gar nicht«, schwärmt er. Am Morgen des Blutfreitags waren sie dann zusammen im Pilgeramtsgottesdienst. »In der Predigt hieß es: In Weingarten kommen verschiedene Aspekte der Seele zum Schwingen. Das trifft es sehr gut. Wir freuen uns, uns zu sehen und gehen zusammen Frühstücken und in den Biergarten, aber ohne den Gottesdienst würde etwas Elementares fehlen«, meint Hans-Christian Richter. [...]
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