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archivierte Ausgabe 25/2023
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FRONLEICHNAM |
Wenn in Rottenburg der Ausnahmezustand herrscht |
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Ein eher außergewöhnliches Bild in Rottenburg am Neckar: Auf dem Marktplatz ist ein Altar aufgebaut. Das passiert nur, wenn die katholischen Bewohner Fronleichnam feiern. Foto: Ulmer |
Wenn in der Bischofsstadt die Straßen abgesperrt werden und historische Kanonenschüsse zu hören sind, dann weiß fast jeder in Rottenburg, dass wieder Fronleichnam ist. Zwischen Tradition und Gemeinschaftsgefühl wird sich auf die Spuren des Rottenburger Fronleichnamsfestes gemacht.
Es ist kurz vor acht, der Himmel bewölkt und auf dem Marktplatz warten eine Handvoll Leute darauf, dass der Fronleichnamsgottesdienst beginnt. Normalerweise ein besonderer Gottesdienst in Rottenburg. Das richtige Gefühl mag sich aber noch nicht einstellen. Erst als passend zum »Halleluja« vor dem Evangelium die Sonne rauskommt, stellt sich ein gewisses Kribbeln der Vorfreude ein.
Doch das Besondere an Fronleichnam in Rottenburg ist nicht der Gottesdienst, sondern die Prozession, die durch die Altstadt an den mit Birken gesäumten Häuserfassaden entlang zieht. Angeführt wird der Prozessionszug von der historischen Bürgerwache, gefolgt von Studentenverbindungen, den Erstkommunionkindern, den Ministranten und in der Mitte dem goldenen Baldachin, unter dem überwiegend Bischof Fürst selbst die Monstranz mit der Hostie durch die Straßen trägt. Erst danach folgen die Menschen, die der Stadt zeigen wollen, was Katholiken im Glauben wichtig ist: die Gemeinschaft, in der durch das Brotteilen Gott unter ihnen spürbar ist.
Diese Gemeinschaft scheint auch noch für jüngere Besucher wie die 27-jährige Lydia Yohannes der ausschlaggebende Punkt zu sein, an so einem Fest teilzunehmen: »Das gemeinsame Singen ist schön und die gesamte Stadt hält den Atem an, es ist alles auf einen Punkt konzentriert, das hat etwas Außergewöhnliches an sich.«
Außergewöhnlich ist das richtige Wort für den Fronleichnamstag in Rottenburg. Wer hier katholisch aufgewachsen ist, kommt da nicht drum herum. Jedes Jahr läuft der Ausnahmezustand gleich ab, er ist mittlerweile zur Tradition geworden. So sieht das zumindest Helene Seeger: »Seit fast 50 Jahren, die ich hier in Rottenburg lebe, gehe ich jedes Jahr zum Gottesdienst und zur Prozession, auch bei schlimmstem Wetter.« [...]
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