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Glaubensland
OMID

»Wir wollen Gerechtigkeit«

»Wir wollen Gerechtigkeit«
Elif und Burak Demirci sind froh, dass sie in Deutschland leben und arbeiten können.
Foto: beh
Die Caritas bietet ein spezielles Hilfsprogramm für traumatisierte Gefl üchtete an. Omid soll den Menschen helfen, hier besser Fuß zu fassen. Ein erfolgreiches Beispiel ist Familie Demirci. Das Ehepaar fl oh aus der Türkei, strandete aber zunächst vier Jahre in Moldawien. Das wird ihnen jetzt möglicherweise zum Verhängnis.

Wer an Flucht denkt, dem fallen zunächst Länder in Afrika oder dem Nahen Osten ein. Seit zwei Jahren auch die Ukraine. Doch auch aus der Türkei fliehen immer wieder Menschen. Burak und Elif Demirci sind zwei davon. Burak Demirci nahm an Solidaritätskundgebungen für die regierungskritische Band »Grup Yorum« teil, deren Mitglieder von den türkischen Behörden verfolgt werden. Er hielt dabei ein Plakat in die Höhe, auf dem unter anderem der Schriftzug »adalet istiyoruz« zu lesen war. Das bedeutet so viel wie: »Wir wollen Gerechtigkeit.«

Als Konsequenz durfte die Familie Demirci in der Türkei nicht mehr arbeiten, konnten aber auch nicht offiziell ausreisen, da ihnen die Pässe abgenommen wurden. 2018 wird die Situation für sie untragbar und sie fliehen über Georgien in die Ukraine. Über Kiew und Odessa gelangen sie nach Moldawien. »In Moldawien mussten wir knapp vier Jahre bleiben«, sagt Burak Demirci, »ich habe dort auf dem Bau gearbeitet, um Geld zu verdienen.«

Für die ältere Tochter der Demircis – Gökcen – war diese Zeit besonders hart. »In Moldawien sind die Menschen nicht gut auf uns regierungskritische Türken zu sprechen, vor allem unsere Tochter bekam das zu spüren. Sie musste Rumänisch lernen und wurde von der Erzieherin dabei oft angeschrien«, erinnert sich ihre Mutter Elif. Erst im Herbst 2021 erhält die Familie ein Visum und kann nach Deutschland ausfliegen. Sie sind zu diesem Zeitpunkt schon zu viert, denn in Moldawien kam ihre jüngere Tochter Emek zur Welt.

Deutschland war von Anfang an das Ziel der Demircis, allerdings landen sie zunächst in der Quarantäne. Es ist gerade Hochphase der Covid-Pandemie, die Erstaufnahmeeinrichtung fühlt sich eher nach Gefängnis an. »Wir mussten die Security fragen, wenn wir auf die Toilette gehen wollten. Draußen auf den Fluren haben sie Tag und Nacht patrouilliert. Das Rasseln der Schlüssel, das Rauschen der Funkgeräte und die Uniformen, all das hat bei uns für Angst und Stress gesorgt, weil wir befürchtet haben, dass gleich jemand kommt und wir gehen müssen«, schildert Burak Demirci die Situation. »Unsere Tochter hatte in der Quarantäne Geburtstag. An dem Tag standen viele Reisebusse vor der Unterkunft und wir haben ihr erzählt, dass die Menschen alle ihretwegen da sind. Wir haben den Sicherheitsdienst gefragt, ob sie uns einen Kuchen besorgen können. Das haben sie gemacht und sie haben sogar für unsere Tochter gesungen. Das war sehr schön.« [...]
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