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archivierte Ausgabe 29/2018
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Glaubensland |
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Selbstliebe (6): Selbstlosigkeit und Selbstsucht |
Aber Selbstverleugnung ist doch eigentlich edel |
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Bemuttern bis zur Selbstaufgabe kann auch erdrückend wirken und dem anderen die Freiheit nehmen. Foto: Highwaystarz-Photogrphy/iStock |
Während eines Vortrags spreche ich über die Bedeutung der Selbstliebe. Da meldet sich ein Zuhörer: »Das, was Sie uns sagen, klingt ja gut. Aber ich finde, wir übertreiben es mit der Betonung der Selbstliebe. Ich habe in meiner Kindheit gelernt, dass es am Wichtigsten ist, Gott zu lieben und seinen Nächsten. Heute hört man immer, wie wichtig es sei, an sich zu denken. Aber wozu hat das geführt? Jeder denkt nur noch an sich und sein eigenes Wohl. Wir werden immer mehr zu einer Ellbogen-Gesellschaft, die aus lauter Einzelkämpfern besteht. Die jungen Leute schauen doch nur noch nach sich.« Einige andere im Saal pflichten ihm bei und nicken.
Wenn wir in die Gesellschaft blicken und den Eindruck haben, dass der Umgang miteinander distanzierter und mitunter rauer wird, dann müssen wir grundsätzlich unterscheiden zwischen Selbst-Liebe, Selbst- Losigkeit und Selbst-Sucht. Erich Fromm schreibt in seinem Buch »Die Kunst des Liebens«: »Der Selbstsüchtige interessiert sich nur für sich selbst. Die Außenwelt interessiert ihn nur insofern, als er etwas für sich herausholen kann. Der Selbstsüchtige liebt sich selbst nicht zu sehr, sondern zu wenig; tatsächlich hasst er sich. Dieser Mangel an Freude über sich selbst und an liebevollem Interesse an der eigenen Person, gibt ihm ein Gefühl der Leere und Enttäuschung.« Das Zitat verdeutlicht, dass Selbstliebe und Selbstsucht klar voneinander zu unterscheiden sind.
Aus Angst davor, selbstsüchtig zu sein, folgen viele der »Tugend« der Selbstlosigkeit – schließlich hat Jesus uns aufgefordert, unser Selbst zu »verleugnen«. Der Selbstlose »will nichts für sich selbst«.
Selbstlose Menschen leben nur für andere und sind vielleicht auch noch stolz darauf, dass sie sich selbst nicht wichtig nehmen. Immer wieder lerne ich jedoch Menschen kennen, die mit ihrem Ideal der Selbstlosigkeit nicht glücklich werden. [...]
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