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archivierte Ausgabe 40/2015
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Sterben als Lebensaufgabe (2): Schuld und Versöhnung |
Ist noch etwas zu klären? |
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Verletzungen entstehen oft aus Unwissenheit. Wie gut, wenn man sich zu Lebzeiten versöhnen oder Gott um Vergebung für andere bitten kann.
Foto: iStock |
Es gehört zu den großen Ängsten im Blick auf das Ende des Lebens, dass wir uns angesichts des Todes unserer ungeklärten Schuldgeschichten bewusst werden, sei es dass wir an anderen oder sie an uns schuldig geworden sind. Das erste der letzten Worte Jesu am Kreuz – »Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Lk 23,34) – thematisiert die zentralen Themen um Schuld und Vergebung.
Schuld begegnet uns in vielen Facetten: von tiefer Verletzung und absichtlicher Kränkung bis hin zum großen Unterlassen der Achtsamkeit und Liebe. Sie geschieht oft passiv und wortlos, indem Zuwendung und Wertschätzung, Erkenntnis und Offenheit verweigert werden. Große Themen, die wir angesichts des Sterbens nicht mehr beiseite schieben können. Während das Leben viele Tricks kennt, mit ungeklärter Schuld weiterzuleben, ist das für viele Menschen im Sterben nicht mehr möglich. Es ist schwer, unversöhnt gehen zu müssen. Viele brauchen im Wissen um den bevorstehenden Tod noch ein klärendes Gespräch, eine letzte versöhnende Begegnung, eine vermittelnde Geste.
Die Frage, wie versöhnt unsere Beziehungen sind, erlebe ich im Hospiz oft als das große verschlossene Tor, vor dem Menschen stehen, wenn nicht geklärter Streit oder schwierige Familienkonstellationen sich nicht mehr auflösen lassen. Wenn sehnsüchtig erwartete Angehörige einen letzten Besuch verweigern oder er ihnen verweigert wird, dann ist das für Sterbende eine große Not.
Gründe dafür gibt es viele: Sei es, dass die langjährige Sprachlosigkeit nicht mehr überwunden werden kann, dass die betreffenden Menschen nicht erreichbar sind, dass zerstrittene Geschwister sich am Sterbebett der Mutter nicht treffen wollen oder der jetzige Lebenspartner die Kinder aus erster Ehe nicht akzeptiert. [...]
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