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archivierte Ausgabe 41/2019
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Glaubensland |
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Wertschätzung (1): Der Unterschied zu Einschätzung |
Richtig einschätzen und unendlich wertschätzen |
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Mögen die alten Bilder vielleicht schon vergilbt sein, aber das Fotoalbum von früher ist mir trotzdem lieb und teuer.
Foto: stock_colors/iStock |
In Tübingen, so wird erzählt, stand einmal ein Tourist vor dem imposanten Rathaus und fragte einen älteren Mann: »Entschuldigen Sie, wie viele Leute arbeiten denn hier drin?« Die Antwort: »I schätz, d’Hälfte!« – Die pfiffige Antwort zeigt, dass das Wort »schätzen« im Deutschen zwei verschiedene Bedeutungen hat. Der Schwabe meinte mit »ich schätze«: »ich veranschlage, nehme an« – es handelte sich um eine Einschätzung. Einschätzen bedeutet: eine Menge oder eine Eigenschaft möglichst genau erkennen oder taxieren.
Eine Freundin erzählte mir, dass sie zu viert das Haus der Mutter geerbt hätten, drei wollten es behalten, einer nicht, also musste das vierte Familienmitglied ausbezahlt werden. Damit alles korrekt abläuft, wurde ein Gutachter bestellt, der den Wert des Hauses (ein-)schätzen soll. Egal, wie sehr die Kinder ihr Elternhaus wertschätzten – der Gutachter würde ihnen sachlich mitteilen, was sie im Falle eines Verkaufs dafür verlangen könnten. Und wenn es in der Weihnachtsgeschichte heißt: »Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde« (Lk 2,1 nach Luther), so ist klar, dass »schätzen« hier die Einschätzung des Vermögens und damit der Steuerpflichten bedeutete.
Die Fähigkeit, etwas möglichst korrekt und wirklichkeitsnah einzuschätzen, kann nur durch Übung, Erfahrung und Lernen erworben werden. Sie ist lebensnotwendig und entscheidet darüber, ob wir die Herausforderungen und Aufgaben in unserem Leben erfolgreich meistern oder nicht. Ein Beispiel: Wer oft mit dem Auto unterwegs ist, weiß, wie viele Einschätzungsprozesse notwendig sind, um unfallfrei zu fahren. Sowohl Straßenverhältnisse als auch Witterungseinflüsse, Eigenschaften des Fahrzeugs, Bremswege, die eigene Reaktionsgeschwindigkeit, das Verhalten anderer und vieles mehr müssen während der Fahrt ständig eingeschätzt werden, um sich heil und sicher im Verkehr zu bewegen. Junge Fahranfänger sind oft in besonderer Gefahr. [...]
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