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archivierte Ausgabe 43/2008
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Glaubensland |
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Schuld und Vergebung (5) |
Die Maske des Friedfertigen |
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Harmoniesüchtige setzen alle Energie in die Abwehr unangenehmer Gefühle und erscheinen nach außen übertrieben freundlich und angepasst. In Wahrheit aber verbergen sie sich hinter einer Maske. Foto: photocase/spacejunkie |
Immer wieder wird die Forderung Jesu vom Hinhalten der anderen Wange falsch verstanden. Es geht nicht um Verdrängung elementarer Gefühle wie Wut, Trauer und Empörung, sondern darum, nicht mit gleichen Waffen zurückzuschlagen, schon gar nicht mit Gewalt, wenngleich Gewalt manchmal durchaus gerechtfertigt sein kann (vgl. Jesus beim Hinauswerfen der Tempelhändler). Friedfertigkeit sucht faire, sachliche Lösungswege, kann Verbindlichkeiten einfordern, den anderen in seine Grenzen weisen und vermag Meinungsverschiedenheiten auszuhalten. Harmoniesucht will den Ärger vermeiden, gibt lieber nach und zahlt für diese Vermeidungsstrategie mitunter einen hohen Preis, nämlich die Gesundheit. Ihr gegenteiliges Verhalten ist die Streitsucht. Die Bibel empfiehlt, bei streitsüchtigen Menschen einfach den Mund zu halten, »weil Streitsüchtige das Wort verdrehen« (Sirach 27,23).
Nun begegne ich immer wieder Menschen, die zu häufig dort den Mund halten, wo sie reden sollten. Aus Angst vor Fehlern oder vor Sympathieverlust schlucken sie lieber erlittenes Unrecht herunter, als dass sie ihr »Recht, das ihnen zusteht, in aller Demut einfordern « (Sirach 10,28 ff). Manche können gar nicht richtig reagieren, wenn sie emotional kochen; es hat ihnen die Sprache verschlagen. Sie ärgern sich im Nachhinein noch lange über ihre eigene Unfähigkeit, situationsgerecht zu handeln und tragen mitunter jahrelang solche Demütigungen mit sich herum. Wenn sie dann alle aufgesparten Verletzungen beim Therapeuten oder Priester aufzählen, spüren sie sofort wieder Schuldgefühle, weil sie den anderen schlecht machen. Harmoniesüchtige glauben nur dann liebevoll zu sein, wenn sie alles aufopfern. Sie sind der Meinung, aggressive Reaktionen seien Ausdruck von Selbstsucht und aus religiöser Sicht ohnehin verboten. [...]
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