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Glaubensland
Dunkle Nacht und Depression (1)

Rituale gegen Schwermut

Rituale gegen Schwermut
Stimmungseintrübung, die viele im Herbst oder Winter an sich beobachten können, ist noch kein wirkliches Krankheitsbild. Es bedarf vielmehr kleiner Abwehrrituale, um die »bösen Geister« zu vertreiben, die in der dunklen Jahreszeit Macht gewinnen wollen.
Foto: photocase/kallejipp
Als ich Verena auf der Straße begegne, macht sie einen niedergeschlagenen Eindruck, ihr Blick ist matt und traurig. Auf meine Frage, ob es ihr nicht gut gehe, antwortet sie: »Ach ich habe wieder meine Herbstdepression! Dieses dunkle und nasskalte Wetter schlägt mir auf die Psyche.« Da wir Menschen nicht nur unsere Außenwelt prägen und gestalten, sondern immer auch umgekehrt durch unsere Umwelt in unserem Inneren geformt und gestaltet werden, leiden manche Menschen zwangsläufig, wenn sich ihre Außenwelt verändert – und sei es nur, wenn sich die Jahreszeit oder die Lichtverhältnisse wandeln.

Hier von Depression zu sprechen ist eigentlich nicht zutreffend, denn die Stimmungseintrübung, die viele im Herbst oder Winter an sich beobachten können, ist noch kein wirkliches Krankheitsbild, das eine Therapie erfordern würde. Psychologen wie Josef Rattner und Gerhard Danzer sprechen in ihrem Handbuch zu den Grundbegriffen der Psychotherapie von »Verstimmungen «, die ein Mensch durchlebt. In den Fünfzigerjahren hat der Philosoph Otto Friedrich Bollnow festgestellt, dass bereits unsere Sprache Aufschluss darüber gibt, was wir mit »Stimmungen« meinen und wo wir sie ansiedeln. Denn die meisten Begriffe, die unsere Gestimmtheit beschreiben, haben mit »Sinn« (Frohsinn, Leichtsinn, Trübsinn) oder »Mut« (Wehmut, Schwermut, Missmut) zu tun. [...]
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