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archivierte Ausgabe 45/2015
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Sterben als Lebensaufgabe (7): Lebensbilanz und Lebensvollendung |
Übergabe an das Geheimnis |
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Abschied: Noch einmal Erinnerungen sortieren, die Mosaiksteine des Lebens betrachten, und sie dann aus der Hand legen und alles Gott übergeben.
Foto: KNA |
Hindurchgegangen durch die Not der Gottesferne und des gequälten, dürstenden Körpers, kann Jesus die letzten beiden Worte sagen: »Es ist vollbracht« (Joh 19,30) und: »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist« (Lk 23,46). Im sechsten Wort geht es um die große Lebensbilanz und die Frage, ob das Leben vollendet ist oder wie ein Fragment erscheint. Viele Sterbende erkennen angesichts des bevorstehenden Todes, was versäumt und nicht gelebt wurde und erleben den Tod wie einen Abbruch ihres Lebens. Das löst Trauer aus, vielleicht auch Wurt, Verzweiflung. Es ist wichtig, Unvollendetes zu betrauern, es nicht zu beschönigen, sondern als Begleiterin oder Begleiter die Klagemauer zu sein, an der dieser Schmerz seinen Platz findet.
Vielleicht ist es dann auch möglich, einzelne Mosaiksteine des Lebens als gelungene Lebensabschnitte wertzuschätzen und die verbleibende Zeit als Chance zu nutzen. So ist es im Hospiz oft möglich, noch einmal beglückend intensive Erfahrungen zu machen und im Fragment das Ganze des eigenen Lebens zu erkennen. Nicht selten finden Menschen im Sterben zu einer beeindruckenden Größe, so als ob etwas in ihnen zur Vollendung drängen würde.
Leo Tolstois Geschichte »Der Tod des Iwan Iljitsch« beschreibt eindrücklich, wie selbst ein Mensch, der von außen gesehen im Kampf stirbt, diese Vollendung und Hingabe erleben kann! Das sechste Wort Jesu steht dafür, dass auch einer, der nicht alt und lebenssatt stirbt, in der Kürze eines Lebens seinen Auftrag vollenden kann. Jesu Sterben ist kein Abbruch, es ist die Zusammenfassung seines Lebens, das er ganz seinem himmlischen Vater anvertraut. [...]
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