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Lernen wir von den Schnecken: Tempo rausnehmen und innehalten, dabei die Antennen ausfahren für das, was Gott uns sagen will.
Foto: Miss_Orphelia./pixabay |
Innehalten beginnt mit dem Anhalten. Wenn mich jemand auf dem Gehweg grüßt, ist es gut zurückzugrüßen, und zur anderen Straßenseite hin kann ich immerhin winken, hinüberlächeln oder den Hut heben, sofern ich einen aufhabe. Echte Wertschätzung ist aber erst gegeben, wenn ich anhalte und mir Zeit zum Gespräch nehme. Wieso tun wir dies manchmal nicht?
Erstens, weil wir mit dieser oder jener Person gar nicht reden wollen. Sie mag kein Feind sein, aber ein Mensch, der uns egal ist oder aufregt. Wenn Jesus zur Feindesliebe einlädt, dann nehmen wir Maß an ihm, wenn wir mit dem ungeliebten Mitmensch zumindest ein Wort wechseln. Der zweite Grund, nicht anzuhalten, ist: »Ich habe keine Zeit.« Dabei hat doch jeder Mensch gleichermaßen je 24 Stunden am Tag. Die Frage ist also nicht, ob ich Zeit »habe«, sondern wofür ich mir Zeit nehmen will und wofür nicht. Beginnen wir die Fastenzeit mit einer höheren Sensibilität für Begegnungen auf dem Bürgersteig.
Jesus hält mitten in eigener Not an und nimmt die Not anderer wahr. Er wendet sich auf dem Kreuzweg den weinenden Frauen zu (Lk 23,27 f.). Uns, die wir oft um unsere eigene Not kreisen, ist diese »An-Haltung« Jesu Beispiel, bei allem, was wir erdulden müssen, das große Leid anderer nicht zu übersehen. An- und Innehalten gehören zum Alltag Jesu: Er zieht sich zum Gebet zurück, meist am frühen Morgen, oder er steigt auf einen Berg. Auf dem Weg nach Jerusalem kehrt er bei Levi, Maria und Marta oder Zachäus ein. Einkehr ist im Süddeutschen ein wunderbar doppeldeutiges Wort: ins Wirtshaus gehen und geistlich-innerlich einkehren. [...]
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