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archivierte Ausgabe 14/2022
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Elternhaus |
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WENN KINDER PETZEN |
Ein Schritt zum Verständnis für Regeln und soziale Normen |
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Foto: fizkes/Adobe Stock |
Ich habe dazu gelernt. Als Mutter einer Fünf- und einer Neunjährigen, bei denen das Thema Petzen fast an der Tagesordnung ist. Immer wieder gibt es momentan Situationen, in denen die eine die andere verpetzt. So kam die Jüngere kürzlich angelaufen, um mir zu verraten, dass die Große heimlich eine Tüte Gummibärchen mitgenommen hat, um sie gemeinsam mit ihren Freundinnen auf dem Spielplatz zu essen. Zum Leidwesen der Großen rührte sich das Gewissen der Kleinen und sie kam zu mir.
Petzen ist immer ein Beziehungsgeschehen
»Im Alter von drei bis fünf Jahren ist Petzen bei Kindern ein oft zu beobachtendes Verhalten«, erklärt Alexander Wessel, Leiter der psychologischen Familien- und Lebensberatung Esslingen-Nürtingen. Denn in dieser Zeit realisieren gerade jüngere Kinder, dass sie selbst etwas bewirken können und sich ihr Verhalten auf eine Situation konkret auswirkt. »Petzen ist weder gut noch schlecht. Es ist vielmehr ein Beziehungsgeschehen. Das Kind spürt, das etwas nicht recht ist. Gleichzeitig fühlt es sich aber noch hilflos, dagegen etwas zu tun und sucht Unterstützung beim Erwachsenen, dem es vertraut.«
Ausloten, wie weit man gehen kann
Unsere Töchter wissen: Es gibt Süßigkeiten, aber man nimmt sie sich nicht einfach, sondern fragt danach. Darüber hatte sich die Ältere hinweggesetzt. Die Jüngere konnte das nicht hinnehmen – der Psychologe erklärt es so: »Die Fünfjährige macht darauf aufmerksam, das etwas geschehen ist, das in ihren moralischen Maßstäben, die sie bereits gelernt hat, nicht recht ist.« Worin sie noch unsicher ist, ist das Verstehen: Wie weit darf ich, darf jemand anderes ein Verbot übertreten? Das auszuloten ist momentan das Entwicklungsstadium der Neunjährigen. Sie grenzt sich mehr und mehr ab, trifft eigene Entscheidung und führt sie aus, indem sie sich zum Beispiel heimlich eine Tüte Gummibärchen nimmt. »Da prallen zwei Entwicklungsstadien aufeinander«, schildert Wessel. Eltern sind dabei stets die moralische Instanz, ihnen und vor allem ihrem Urteil wird großes Vertrauen geschenkt. [...]
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