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PILGERN

Mit Oma bis ans Ende der Welt

Mit Oma bis ans Ende der Welt
Susanne Gast und Enkel Max vor dem letzten Kilometerstein des Jakobswegs am Kap Finisterre, dem »Ende der Welt«.
Foto: pm
Max ist 14, ein groß gewachsener Jugendlicher mit lockigen schwarzen Haaren, er trägt Hoodie, Jeans und Turnschuhe. Ein Großstadtkind. Etwas unterscheidet Max aber von den allermeisten Gleichaltrigen: Max war im vergangenen Jahr mit seiner Oma Susanne auf dem Camino Portugues unterwegs, auf dem Jakobsweg nach Santiago und nach Finisterre.

Vertrauen, dass die lebens- und pilgererfahrene Oma ihm genug Freiraum lässt, und Vertrauen, dass Max umgekehrt das in ihn gesetzte Vertrauen nicht ausnützt, sind die Grundlagen, damit so ein Abenteuer für Großeltern und Enkel zu einer Erfahrung wird, die beide Generationen gern weiter pflegen.

Im am Jakobsweg gelegenen Cursillo-Haus in Oberdischingen erzählten Susanne und Max Gast ihre Geschichte von einer Wanderung »bis ans Ende der Welt« – denn nichts anderes bedeutet der Ortsname »Finisterre«: das Kap Finisterre hielten schon die Römer für das Ende der Welt.

Als Max ungefähr acht Jahre alt war, begann er zu fragen, warum seine Oma dauernd unterwegs ist. Und er begann zu quengeln. »Ich will mit!«, sagte der Junge, als er erfuhr, dass seine Großmutter (die als Hospitalera auch Pilger betreut) leidenschaftlich gern auf Pilgerwegen lange Strecken geht. Susanne Gast hätte ihrem Enkel das sogar schon als Zehnjährigem zugetraut, denn groß und kräftig war Max damals schon. Max’ Mutter aber hatte Bedenken. »Und dann kann ich als Großmutter nichts ausrichten«, sagt Susanne Gast. Der Vorsatz »Wir machen das gemeinsam« – obwohl Susanne Gast sonst immer alleine unterwegs ist – blieb.

Dann aber starb Susanne Gasts Ehemann, dann kam die Pandemie – und irgendwann der Tag, an dem die inzwischen 70-Jährige sagte: »Max, wir müssen das jetzt machen, ich werde älter.« Der Weg wurde geplant – von der portugiesischen Stadt Porto nach Santiago de Compostela im spanischen Galizien wollten sie gehen, wo der Apostel Jakobus begraben liegt. Der Flug für die Osterferien 2022 wurde gebucht.

Dann kam alles ganz anders: Zwei Tage vor dem Abflug bekam Max Corona, Susanne Gast flog alleine nach Porto und wanderte alleine nach Santiago. Das Versprechen aber blieb – für die Pfingstferien, auch wenn Susanne Gast sich ein wenig vor der Wärme im späten Frühjahr fürchtete. Wieder passierte Ungeplantes – der umtriebige Enkel verletzte sich beim Klettern am Knie und musste mit Drainage fliegen und wandern, bis sie unterwegs von einer pilgernden Krankenschwester entfernt werden durfte.

Manchmal, sagt seine Oma, brauche man schon gute Nerven. Aber der Blick, den sie dabei auf ihren Enkel wirft, ist ein liebevoller, und in allen Frotzeleien, die Großmutter und Enkel austauschen, liegt eine zugewandte und einander verstehende tiefe Verbindung. Denn eines der Motive, warum Max diese Pilgerwanderung machen wollte, war es, auch Zeit mit seiner Großmutter zu verbringen. Gebracht hat die gemeinsame Pilgerwanderung am Meer entlang, durch Wälder und Orte beiden viel: Max konnte seine Hilfsbereitschaft und Empathie sowohl bei Einheimischen als auch bei einem anderen Pilger leben, was er in diesem Maß wahrscheinlich andernorts nicht hätte tun können, vermutet Susanne Gast. [...]
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