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archivierte Ausgabe 25/2023
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Elternhaus |
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STOTTERN |
Manchmal will das Wort einfach nicht raus |
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Eltern sollten vor allem geduldig zuhören, wenn das Kind ins Stocken gerät. Stottern sollte auf keinen Fall bewertet werden. Foto: Yuri Shevtsov/Adobe Stock |
»Mama, K-k-k-k-kuck mal, d-d-d-da ist eine grüne Spinne!« Eltern sind besorgt, wenn das Kind auf einmal stottert und fürchten einen bleibenden Sprachfehler. Dass kleine Kinder in den Wörtern stecken bleiben und sich verhaspeln, kommt häufi g vor. Bei gut 80 Prozent der betroff enen Kinder verschwindet die Sprechstörung von allein, in einigen Fällen wird daraus aber ein dauerhaft es Stottern. Wichtig ist, dass die Eltern dem Kind zuhören und das Stottern vor allem nicht bewerten.
Es ist ein Tabu-Thema. Von Menschen, denen die passenden Worte im richtigen Moment nicht über die Lippen kommen wollen. Ihr Gegenüber ist dann nicht selten peinlich berührt. Für Betroffene und Eltern stotternder Kinder ist das Stottern schlimm, und es ist verbunden mit vielfältigem Leid, sagt eine, die es aus jahrzehntelanger Praxis weiß: »Es sollte nicht schlimm sein, es sollte einfach nur eine Störung im Redefluss sein – aber das ist es nicht.« Die Lehrlogopädin Christiane Koch ist seit Jahrzehnten Expertin im Fachbereich Redeflussstörungen an der Schule für Logopädie an der Universität Tübingen.
Die Spezialistin für Stottern, Poltern und für Redeflussstörungen hat immer wieder eine Beobachtung gemacht: der von Stottersymptomen unterbrochene Redefluss wird schlecht toleriert. Man halte es noch immer für eine psychische Störung – die es nachweislich nicht ist, betont Koch mit Nachdruck. »Wie lange darf die Pause sein, bevor das nächste Wort kommt? Sobald eine Sekunde überschritten ist, ist sofort Alarm bei allen.«
Was man bisher weiß: Stottern ist eine Redeflussstörung. Der Redefluss ist unterbrochen, ohne dass der Betroffene das möchte oder gar Kontrolle darüber hat. »Das erklärt, warum es für den Betroffenen auf Dauer keine Kleinigkeit ist. Es wird als irritierend und emotional aufwühlend erlebt.« Christiane Koch vergleicht Stottern mit dem Augenblick des Stolperns oder Ausrutschens mit dem gesamten Körper – nicht gewollt und doch kaum zu verhindern.
Oft fallen Stotterer in der Öffentlichkeit nicht auf, denn sie haben Strategien entwickelt, um schwierige Wörter zu vermeiden. Trifft man einen stotternden Menschen, hilft es zu warten, bis weiter gesprochen werden kann. Koch empfiehlt, bei einer bekannten Person zu fragen, was man tun kann. Die meisten Stotternden seien froh, wenn man frage, wie man sich verhalten soll.
Stottern beginnt meist ohne erkennbare Ursachen im Kleinkindalter. Die meisten Kinder durchlaufen zwischen zwei und fünf Jahren eine Phase, in der Denken und Sprechen nicht immer miteinander Schritt halten können. Dann wiederholt ein Kind so lange bestimmte Worte, bis ihm der gesuchte Begriff wieder eingefallen ist. Bei rund 25 Prozent der Kinder entwickelt sich daraus ein dauerhaftes Stottern. »Ab dem zwölften Lebensjahr sind die Sprachentwicklung und die motorische Entwicklung weitgehend abgeschlossen, sodass danach nichts mehr passiert«, sagt Christiane Koch. Sollte sich in dieser Altersspanne eine Redeflussstörung bemerkbar machen, rät die Logopädin, zunächst Kontakt mit dem Kinderarzt aufzunehmen.
Wichtig für Eltern ist es zu erfahren, wer sich mit Redeflussstörungen auskennt und sich therapeutisch damit befasst. Hier können die »Bundesvereinigung Stottern und Selbsthilfe« oder die »Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten« weiterhelfen. Auf deren Seite im Internet gibt es unter anderem auch einen Stottertest, der anonym ausgewertet werden kann (siehe Kasten unten). »Meiner Erfahrung nach diagnostizieren Eltern sehr zutreffend Stottern«, sagt Christiane Koch. Sie sieht in einer rechtzeitigen Therapie und Beratung eine große Chance, Stottern bei Kindern zu beheben. »Aufgrund der hohen Spontan remissions quote besteht berechtigte Hoffnung, dass das Kind wieder zum flüssigen Sprechen zurückkehrt. Eine Therapie kann diese Entwicklung unterstützen.« [...]
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