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archivierte Ausgabe 26/2021
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Elternhaus |
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WENN KINDER FREMDELN |
Angst vor Fremden ist eine »Kindersicherung der Natur« |
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Foto: Ivan-balvan |
»Oh, was für ein süßes Baby! Wie es lacht und vergnüglich ist. So voller Lebensfreude und freundlicher Ausstrahlung. Ein richtiger Wonneproppen!« Als sich aber die Großtante tiefer über das Kind neigt, verzieht es sein Gesichtchen und fängt an zu weinen. Es schreit so richtig drauf los, wie nur Säuglinge schreien können, wenn sie tot unglücklich sind. »Ich glaube, der Kleine kann mich nicht leiden«, beklagt sich die Tante. »Nein, das Kind fremdelt nur«, sagt die Mutter. Doch was genau steckt hinter diesem Verhalten, das oft auch als »Acht-Monats-Angst« bezeichnet wird.
Die Entwicklungspsychologie von Rolf Oerter und Leo Mondata beschreibt dieses Verhalten von Säuglingen und Kleinkindern wie folgt: »Die klassische Form des Fremdelns ist eine heftige emotionale Reaktion (Versteifen, Schreien) beim Anblick einer fremden Person. Diese Reaktion tritt – auch für die Eltern oft unerwartet und unerklärlich – ziemlich plötzlich um den achten und neunten Lebensmonat herum auf, weshalb sie oft auch als Acht-Monats-Angst bezeichnet wird.« Nicht alle Kinder zeigen heftiges Fremdeln. Bei einigen finden sich nur mildere Formen, wie das Versteifen des Körpers und furchtsames Anstarren des Fremden oder Blickabwenden sowie Anzeichen des Absinkens der Stimmung.
Fremdeln ist etwas völlig Natürliches
»Nimmt man diese milderen Formen hinzu, dann kann man Fremdeln bei nahezu allen Kindern irgendwann zwischen sechs Monaten und zwei Jahren beobachten mit einem Höhepunkt zwischen acht und zwölf Monaten. Es tritt bei Kindern mit und ohne viel Besucher-Erfahrung auf, dabei normalerweise früher und intensiver bei Kindern mit viel Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Interaktionserfahrung«, schreiben die Wissenschaftler weiter. Manchmal kann in der vertrauten Umgebung bereits der schiere Anblick eines Fremden aus gewisser Distanz eine Fremdelreaktion auslösen; meist aber zeigen Kinder auf Distanz noch positive Neugier. Sobald die Person aber dem Kind nahekommt, es berühren und auf den Arm nehmen will, reagiert das Kleine verängstigt und abweisend. [...]
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