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archivierte Ausgabe 28/2023
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ZEICHNUNGEN |
Was Kinderbilder über ihre Familie verraten |
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Wo stehen Vater und Mutter auf dem Bild? Wo hat sich das Kind selbst platziert? Gemälde von Kindern verraten, wie sie ihre Familie sehen, was ihnen wichtig ist und welche Wünsche sie haben. Foto: Rapp-Hirrlinger |
Wie sehen Kinder ihre Familie? Wer gehört dazu, wer steht im Mittelpunkt, wer eher am Rande? Die Ökumenische Familienbildungsstätte Esslingen (FBS) wollte dies aus erster Hand erfahren und schrieb einen Malwettbewerb für Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren aus. »My Family« war ein durchschlagender Erfolg. Mehr als 100 Kinder haben ihre Bilder eingereicht. Sie zeigen eine erstaunliche Vielfalt zum Thema »Meine Familie und ich«.
Wir wollten den vieldiskutierten Begriff der Familie einmal aus der Perspektive von Kindern beleuchten lassen«, erklärt Doris Ziebritzki, die Leiterin der FBS. »Über den Begriff der Familie muss sich jede Zeit, jede Gesellschaft neu verständigen. Vielleicht hilft der Blick der Kinder dazu, eine Perspektive zu gewinnen jenseits der Begriffe Groß- oder Kernfamilie, Regenbogen- oder Patchworkfamilie«, sagt die promovierte Theologin zum Ziel des Kreativ-Wettbewerbs.
Die Familienkonstellationen auf den Bildern sind bunt und vielfältig. Zu sehen sind Kleinstfamilien mit nur zwei Mitgliedern, aber auch große Familiengruppen mit bis zu 19 Personen. Oft benennen die Kinder auch, wen sie abbilden: Vater, Mutter, Geschwister und in den Großfamilien auch Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. Nicht selten ergänzen Haustiere wie Hunde, Katzen oder Vögel das Bild. Für manchen jungen Künstler gehören auch Musikinstrumente oder Stofftiere zum Familienbild. Manchmal springt eine schwierige Wohnsituation ins Auge, wenn eine Familie ganz klein und zusammengepfercht in einem großen Hochhaus abgebildet wird.
Auf etlichen Bildern malen sich die Kinder im Spiel mit Freunden – oft beim Kicken mit anderen. Dann sind die weiteren Familienmitglieder nur Zaungäste. »Es ist schön, dass die Kinder ihre Familien so unterschiedlich wahrnehmen«, sagt Doris Ziebritzki. Zugleich drücke sich in den Bildern eine starke Wertschätzung für die Familie aus. »Natürlich können das manchmal auch Wunschbilder sein.« Dennoch ist sie überzeugt: »Für die allermeisten Kinder sind Eltern und Geschwister in der Familie am wichtigsten.« Flaggen, Hautfarben oder Bekleidung wie etwa Frauen mit Kopftuch geben Hinweise auf kulturelle Hintergründe. »Darin zeigt sich die zunehmende Diversität unserer Gesellschaft«, erklärt Doris Ziebritzki.
Für die Theologin ist besonders interessant, »dass in diesen Bildern sichtbar wird, wie sich das Familienbild wandelt«. Oft findet sich das Bild von alleinerziehenden Eltern wieder. Ob auch gleichgeschlechtliche Paare abgebildet sind, lasse sich nur schwer feststellen. Sind die drei Frauen, die ein Mädchen gemalt hat, Mutter und zwei Töchter oder zwei Mütter mit Kind? [...]
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